Kampfhunde: Zum Kämpfen geboren?

Kampfhunde: 2 Pit Bull Terrier ... wirklich aggressiv?

Kampfhunde werden nicht geboren, sondern zum Kampf erzogen. Der Begriff wurde durch Hundekämpfe geprägt. Heute sind diese meist illegal. Trotzdem finden sie nach wie vor statt – weltweit.

Einige Hunderassen haben sich als besonders zähe und ausdauernde Kämpfer erwiesen. Daher werden sie bei diesen Kämpfen bevorzugt eingesetzt. Sie gehören zu den sogenannten Kampfhunden. Der Gesetzgeber schuf die Kategorie der Listenhunde, die viele mit Kampfhunden gleichsetzen.

Vierbeinige Kampfmaschinen: Der „ideale“ Kampfhund

Kampfhunde müssen nicht nur ein gewisses Aggressionspotenzial haben; sie müssen vor allem stark sein. Das gilt für die körperliche wie auch für die mentale Stärke. Doch das allein macht diese Hunde nicht aus. Sie werden von klein auf dazu trainiert, Aggressionen zu zeigen. Auch körperliche Gewalt dient vielen Haltern dabei der Erziehung. Das Sozialverhalten der Hunde ist den illegalen Hundekampfbetreibern egal. Der Hund soll hier nur als Kampfmaschine funktionieren. Dies ist der einzige Nutzen für ihre Besitzer: Sie sollen andere Hunde verletzen und besiegen. Kampfhunde werden also nicht geboren, sie werden durch den Menschen zu Kampfhunden gemacht.

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Paradoxerweise heißt dies gerade NICHT, dass der Hund auf Menschen losgeht. Ein für Hundekämpfe ausgebildeter Hund soll Menschen ignorieren und ausschließlich andere Hunde attackieren. Denn im Ring eines organisierten Hundekampfes befinden sich auch Menschen wie der Schiedsrichter.

Dennoch meint der Volksmund mit Kampfhunden oft aggressive Vertreter „typischer“ Rassen. Also Hunde jener Rassen, die aufgrund ihres Aussehens gefährlich wirken.

Kampfhund durch Rasse?

Eine Rasse pauschal als Kampfhund-Rasse zu bezeichnen, ist ebenso etabliert wie falsch. Es gibt viele Mischlinge unter den professionellen Kampfhunden. Sie beweisen, dass Mensch jeden Hund zum Kämpfen bringen kann. Es gibt ja Hahnenkämpfe; aber niemand bezeichnet eine bestimmte Geflügelrasse als Kampfhuhn.

Für den Einsatz bei Hundekämpfen erziehen die Halter ihre Hunde dazu, ihr natürliches Rollenverhalten zu ignorieren. Würden sie dies beachten, endeten die Kämpfe nicht so oft mit dem Tod eines Kontrahenten. Kampfhunde sind das Produkt des menschlichen Willens und keine natürliche Entwicklungsstufe der Evolution des Hundes.

Daher sind auch nicht alle Hunde einer bestimmten Rasse zum Kampf verdammt. Allenfalls dichten wir bestimmten Rassen dies an. Einen Chihuahua als Kampfhund zu bezeichnen, würde eher lächerlich wirken.

Mensch und Medien: Pauschalisierungen zu Kampfhundrassen

Die Medien sind dafür bekannt, dass sie auch Meinung machen können. Hier gibt es die Faustegel: Zweihundert sicher gelandete Flugzeuge sind weniger interessant, als ein einzelnes Flugzeug, das von der Landebahn abkommt. Das lässt sich direkt auf die Darstellung der sogenannten Kampfhund-Rassen übertragen. Zweihundert friedliche Rottweiler interessieren niemanden – nur der eine, der jemanden beißt.

Beißt ein Hund ein Kind, dann ist das tragisch. Handelt es sich jedoch um einen Hund einer bestimmten Rasse, dann wird es zu einer Schlagzeile. Sie verbreitet sich rasant durch die Nachrichtenagenturen. Die Kernnachricht ist „Kampfhund verletzt Kind“. Die Gründe? Die sind aus diesen Artikeln selten ersichtlich. Es ist ein Kampfhund – ist das nicht Grund und Erklärung genug?

Die subjektive Meinung, dass spezielle Rassen besonders auffällig sind, ist noch immer weit verbreitet. Auf der anderen Seite gibt es offizielle Beißstatistiken. Diese werden gerade nicht von den typischen Kampfhunden angeführt, sondern von Mischlingen. Die Vorfälle, bei denen solche Kampfhunde beteiligt waren, liegt bei unter 5 %. Solche Statistiken zeigen, dass Realität und deren Wahrnehmung manchmal auseinandergehen.

Kampfhunde sind kein Hund für Jedermann

Dennoch: Nicht jeder Hund, der unter die Kampfhundeverordnungen fällt, kann zum kuscheligen Familienhund werden. Hundekämpfe gab es schon im alten Rom und einige Rassen wurden über Jahrtausende speziell für den Kampf gezüchtet. Das Ergebnis sind willensstarke Hunde, die über große körperliche Kraft verfügen.

Sie gehören in die Hände von erfahrenen Hundehaltern. Diese verstehen die Tiere und können sie richtig erziehen. Es gibt eine spezielle Begleithundeprüfung für Kampfhunde, die auf jeden Fall anzuraten ist – auch, um Vorurteilen entgegentreten zu können. Denn „Listenhund„-Halter müssen sich oft auch mit Problemen auseinandersetzen, die eigentlich nichts mit dem Hund zu tun haben. Viele Menschen haben Angst vor „Kampfhunden“. Das ist nicht rational, aber diese Angst ist da. Damit muss der Halter eines Kampfhundes ebenfalls umgehen können. Denn häufig reagieren ängstliche Menschen wegen ihrer Unsicherheit selbst aggressiv auf Kampfhunde. Spätestens das merkt der Hund und muss nun selbst angemessen reagieren – und eben nicht das Klischee erfüllen.

Auch hier gilt: Mensch und Hund müssen zusammenpassen. Nur dann können sie ein großartiges Gespann bilden.

2 Kommentare

  1. Der Artikel fängt gut an, doch endet v. a. unter dem letzten Abschnitt „Kampfhunde sind kein Hund für Jedermann“ etwas begriffsverwirrend – meiner Meinung nach, zumal am Anfang recht sauber und zutreffend erläutert wurde, was „Kampfhunde“ waren/sind bzw. wie sie dazu durch Menschenhand werden. Es ist doch auch gerade so, dass die 4 am häufigsten gelisteten Rassen entsprechend dem HundVerbrEinfG (PBT, AST, STBT und BT) die Rassen sind, welche letztlich die kürzeste „Kampfhunde-Historie“ hatten, während u. a. Molosser-Arten, die in in vielen BL entweder gar nicht oder unter Kat.-2 gelistet sind, mit der auch im Artikel erwähnten teils tausendjährigen Kampfhund-/Tierkampfhistorie „belastet“ sind. Da aber auch diese Historie keinen unmittelbaren Bezug mehr zu heutigen Hundeindividuen „dieser Rassen“ hat, so sie aus verantwortungsvollen, gesunden und auf gutes Sozialverhalten wertlegende Zuchten stammen, gibt es auch keinen Grund, den medialen oder gesetzlich vorgegebenen „Kampfhund“-Begriff auf die Hunde, die ein normales Hundeleben führen und nicht für illegale Hundekämpfe furchtbar gequält und mißbraucht werden, zu übertragen. Dies wird aber m. E. jdf. im letzten Abschnitt gemacht, ohne Not bzw. nicht ausreichend differenziert – für meinen Geschmack. Sorry, aber da bin ich recht penibel, gerade weil das Ganze gesetzgeberseits und medial begrifflich so negativ und vorurteilsschürend verwandt wurde und wird bis heute und dies vor allem zum Leid der Hunde und aller verantwortungsvollen Halter… lG Kerstin

  2. Ich finde diesen Artikel super. Weiter so… Es sollten öfter Beisstatistiken publik gemacht werden, damit den Leuten die Augen geöffnet werden und Halter von SoKas endlich in Ruhe leben und Gassi gehen können. Ich habe solche Hunde durchweg als sozial und liebenswert kennengelernt. Ich hoffe, die Politik schafft die Rasseliste bald ab!
    Ich bin kein Halter eines „Kampfhundes“, finde aber trotzdem, dass diese Rassen zu Unrecht ver(vor)urteilt werden!
    LG, Nicole

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