Dämonenhunde und Höllenhunde

Dämonenhund / Höllenhund

Rund um Halloween wird es ja fast überall gespenstisch, und auch die Hunde verschonen uns nicht im Bereich des Gruseligen. Dafür braucht es aber gar kein Halloween: Dämonische Hunde spuken schon seit vielen Jahrhunderten durch Sagen und Legenden der verschiedensten Länder. Während so mancher Geisterhund durchaus ein Freund und Beschützer des Menschen sein kann, sieht es bei den Dämonenhunden leider etwas anders aus: Direkt aus der Hölle gesandt haben sie meist nur Böses im Sinn. Also halt dich gut fest auf dieser Reise durch das Gruselkabinett der Hunde!

Dämoniserung „heidnischer“ Hunde

Er hat die Gestalt eines großen schwarzen Hundes und streicht durch dunkle Gassen und einsame Feldwege, wo, obgleich sein Heulen das Blut gefrieren lässt, sein Tritt kein Geräusch verursacht. Sofort erkennst du ihn, solltest du ihn sehen, an seinem glühenden Auge. (W. A. Dutt, Highways & Byways in East Anglia)

Über mystische Hunde berichteten wir bereits. Viele dieser Hunde waren die Begleiter von Göttern oder relativ „normale“ Wächter der Unterwelt. Im Zuge der Christianisierung wurden diese jedoch dämonisiert. Ein einstmaliger guter Hund, der die Diener eines Gottes beschützte, wurde so zum furchterregenden Dämon.

Wünschst du dir endlich entspannte Spaziergänge mit deinem Hund? In unserer kostenlosen 3-teiligen Videoserie verrät dir unser Haupthundetrainer Jörg Ziemer die 3 größten Geheimnisse für die perfekte Leinenführigkeit, die du sofort umsetzen kannst. Erfahre jetzt mehr! Jetzt starten

Der bekannteste Dämonenhund (oder eher Höllenhund), der dieses Schicksal erlitt, ist wohl Kerberos, der dreiköpfige Höllenhund, der den Hades (die griechische Unterwelt) bewacht. Dante verlegte ihn sogar ins Inferno, die Hölle und machte ihn zum Folterknecht der Verdammten.

Höllenhund meint aber nicht nur den Wächter der griechischen Mythologie, sondern nahezu jeden böswilligen, übernatürlichen Hund: All jene, die wir als Geisterhunde vorstellten, werden von anderen als Dämonen bezeichnet.

Insbesondere die Interpretation eines schwarzen Hund als Gestalt des/eines Teufels (z. B. der Pudel in Goethes Faust) rückt diese Wesen in Richtung des Dämonischen. Der Phantomhund Old Shuck aus England hat sogar seine wörtlichen Wurzeln beim Dämon: Sein Name kommt vom altenglischen scucca – und das bedeutet Dämon.

Werwolf: halb Mensch, halb Dämon

Wohl das bekannteste dämonische Tier, nicht nur aus der Literatur sondern auch aus vielen gruseligen Filmen: Der Werwolf! Ein Mensch, der bei Vollmond zur blutrünstigen Bestie wird, nichts dagegen tun kann und alles Lebendige jagt.

Ist er auch ein Dämon? Darüber wird gestritten, oft genug zeigt die bestialische Form des „Mann-Wolfes“ (so die Übersetzung aus dem Germanischen) dämonische Züge: Sie brachen in Menschenhäuser ein, verspeisten Vorräte, rissen Vieh – und das waren die harmloseren! Die richtig gefährlichen machen sich gleich über die Menschen her, wie das dominante Bild der Hollywood-Filme uns zeigt. In jüngster Zeit wird dieses Bild positiv uminterpretiert.

Der Diwo: Ein lähmender Hindukusch-Dämon

Im Hindukusch geht der Diwo um. Siehst du eine helle Flamme, das Leuchten eines Lagerfeuers? Sei dir nicht zu sicher, hier Hilfe zu finden, denn vielleicht ist es ein Diwo: Der Atem dieses Hundes besteht aus Flammen. Fliehe! Denn er wird versuchen, dich anzuspringen und seine bloße Berührung lähmt und Krankheiten folgen.

Inugami – Der japanische Hundedämonen

Inugami
Ein Inugami. Illustration von Sawaki Suushi aus dem Hyakkai-Zukan, dem Illustrierten Buch der tausend Dämonen (1737)

Noch nie gehört? Hier die Anleitung (aber Vorsicht: etwas blutrünstig!): Grabe einen Hund ein, so dass nur sein Kopf aus dem Boden ragt. Für drei Tage stelle ihm unerreichbares Futter bereit und hungere ihn aus. Köpfe ihn nach drei Tagen von hinten und lege den Kopf in einen Schrein. Nun kannst du einen Inugami rufen.

Inugami (犬神) bedeutet übersetzt Hundegott. Dabei gehören sie keineswegs zu guten oder gnädigen Göttern und unterlagen auch keiner Wandlung: Sie sind grausame, brutale Götter oder Dämonen der japanischen Shinto-Religion. Östliche Dämonen sind nicht immer blse, aber auf die Inugami trifft dies zu

Die Beschwörung dieses Hundedämons unterstreicht ihre schlechten Eigenschaften deutlich: Sie erfordert Quälerei und ein Blutopfer. Meist werden so beschworene Inugami zu kriminellen Zwecken genutzt. Inugami ergreifen Besitz von ihren Opfern, treiben sie in den Wahnsinn und lassen sie sich tollwütig aufführen. Sie sind besessen von Rache und wenden sich daher auch schnell gegen ihren Beschwörer. Man sollte sich also gut überlegen, welche Geister oder in diesem Fall Dämomen man ruft!

Noch heute sollen sich einige Familien einen solchen Hundegott halten. Verfilmt wurde das Inugami-Motiv in Inugami – Die Verfluchten (2001). Auch der populäre Manga Inuyasha baut auf den Inugami auf.

Eisengrind: Meide die Rauhnächte!

Bleibe daheim und arbeite nicht, denn sonst wirst du es bereuen: Die Wilde Jagd geht um und mehr als das! Schon so mancher Wanderer ward um das neue Jahr für immer verloren und manches Kind entführt vom Eisengrind.

Zwischen den Jahren, vom Weihnachtstag bis zum Dreikönigstag (6. Januar), sind die Rauhnächte. Zu dieser Zeit geht nicht nur die Wilde Jagd um, sondern auch andere Geister und Dämonen. Einer dieser Dämonen ist der Eisengrind, ein dämonischer Hund aus den Sagen im deutschsprachigen Raum.

In Hundegestalt mit glühenden Augen und Hörnern zieht er umher und verschleppt und raubt Kinder. Besonders anfällig sind Eltern, die einfach nicht von ihrer Arbeit lassen können, denn diese ist in den Rauhnächten tabu und fordert die Dämonen und Geister geradezu heraus.

Die Voodoo-Hunde von Galveston Island

Seit dem großen Sturm von 1900, vielleicht sogar früher, treibt sich ein Rudel schwarzer Hunde auf der Insel Galveston (Texas) herum. Gerüchten zufolge gehörten sie einst dem Piratenkönig Jean Lafitte.

Ihre Augen stehen in Flammen und nach Belieben werden sie eins mit dem Schatten. Es heißt, sie folgen jedem Fremden – sei also vorsichtig, wenn du ein Knurren hörst oder ihren Atem im Nacken spürst, denn diese Hunde sind so böse, dass sie nur dem Teufel selbst gehorchen!

Cadejo: Südamerikanischer Teufel

Vom Cadejo berichtet man in Süd-Mexico und den angrenzenden Ländern. Mit weißem Fell soll er ein lieber Hund sein, der Reisende beschützt. Aber wehe dir, wenn du einen schwarzen Cadejo triffst! Denn nicht einmal ein weißer kann ihn aufhalten. Groß, mit Hufen und einer klaffenden Wunde hängt er an einer rotglühende Kette. Ob sie ewig hält …?

Halmasti: Wascht euch!

Der Halmasti erscheint im iranischen Raum als Hund mit dunkelrotem Fell und Haut, spitzer Schnauze und langen Beinen. Nicht auf die Lebenden, sondern auf die Toten hat er es abgesehen und will ihre Seelen verschleppen. Abhalten kann man ihn nur, indem man die Toten ordnungsgemäß wäscht.

Engel müssen weichen

Keineswegs ist der Islam in jeder Hinsicht hundefeindlich. Und doch: Gänzlich schwarze Hunde ohne einen einzigen andersfarbigen Fleck gelten nach der Hadith 1032 (die Überlieferungen Mohammeds) von Sahih Muslim als Teufel. Ein einziger weißer Fleck oder grauer Tupfer jedoch machen es zur Sünde, einen solchen Hund zu misshandeln. Besonders prekär: Beistand erhält man nicht! Diese Hunde sollen so böse sein, dass Engel einen Raum mit ihnen nicht betreten können.

Wir sind Legion: Zahllose Dämonenhunde in Fantasy

Unzählig sind die Dämonen in der Fantasy – und oft nehmen sie Hundegestalt an. Das Motiv scheint sich aufzudrängen: Hunde und Wölfe haben etwas Wildes, Unberechenbares, sind aber gleichzeitig so stark mit der menschlichen Kultur verknüpft wie kein anders Tier.

Briefmarke Kerberos und Herakles
Der dreiköpfige Kerberos diente als Vorbild für Rollenspiel-Dämonen – und diese Briefmarke.

Seien es die Cerberi aus dem Rollenspiel AD&D (Dungeons & Dragons), die wie ihr Vorbild Kerberos die Tore der Hölle bewachen oder die Warge (enorm große Wölfe) aus Tolkiens Hobbit/Herr der Ringe: Oft werden mythologische Vorbilder aufgegriffen. In einer Welt, in der Magie existiert, werden diese Hunde zu echten Dämonen. Das gilt auch für die Warge: Nicht nur dienen sie den grausamen Orks als Ersatz für Pferde, sie sind zudem beseelt von bösen Geistern aus der alten Zeit. Ihren Namen erhielten sie aus dem Altnordischen: vargr bedeutet Wolf und meint meistens den Fenriswolf.

Wie die Warge sieht man heute im Fantasy-Bereich genausoviele böse, dämonische Hunde als Gegenspieler der Helden, wie es treue Hunde gibt, die ihre Herren vor dem Bösen beschützen. Das zwiespältige Bild der Hunde, das vor langer Zeit begann, hat sich also nicht verändert.

Unsere Hunde sind in der Regel alles andere als dämonisch, sondern treue Begleiter und verspielte Wesen. Manche jedoch haben etwas Pech mit ihrem Äußeren und könnten durchaus zur ein oder anderen Gruselgeschichte passen, oder?

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte gib deinen Name an