Zu welchem der drei Hundehaltertypen gehörst du?

Zu welchem der drei Hundehalter-Typen gehört diese Junge Frau?

Schon 2008 veröffentlichte das Forschungsteam für Mensch-Heimtier-Beziehung um Dr. Silke Wechsung (Universität Bonn) ein „Psychogramm des Hundehalters“. Sie befragte fast 2800 Hundebesitzer nach der Beziehung zu ihren Hunden und beobachtete auch das tatsächliche Verhalten. Auch das Fachwissen über Hunde allgemein und über den eigenen Hund wurde geprüft. Damit ist Dr. Wechsungs Studie die erste, die nicht nur die Perspektive der Hundehalter berücksichtigt. Heraus kamen drei Typen der Mensch-Hund-Beziehung.

Allgemeine Beobachtungen

Vorangehende Studien befragten ausschließlich die Hundehalter. Das Wohlergehen der Tiere und ihre Lebensumstände spielten keine Rolle. Diesen Mangel wollte das Forschungsteam beheben und das Wohlergehen des Hundes einbeziehen. Eine direkte Befragung der Fellnasen war aus naheliegenden Gründen nicht möglich. Daher untersuchten die Bonner Forscher verschiedene Merkmale wie die geäußerte und beobachtete Einstellung der Hundehalter gegenüber ihren Tieren, ihre Lebensverhältnisse, ihr Wissen um ihre Hunde und die Haltebedingungen.

Vielleicht überraschend: Mehrere bisher gängige Begründungen für das Verhalten von Mensch und/oder Tier konnten nicht nachgewiesen werden. So entdeckten die Psychologen bei keinem Typ einen Zusammenhang mit Kindheitserfahrungen. Alter, Geschlecht, Wohnort, Wohnumfeld, Einkommen oder Schulbildung scheinen ebenfalls keine Rolle zu spielen. Rassehund oder Mischling? Das scheint ebenso egal wie Alter und Größe des Hundes, die Zahl seiner Vorbesitzer und möglicherweise negativen Erfahrungen. Es sind also nicht die äußeren Faktoren oder die Lebensumstände, welche die Mensch-Hund-Beziehung beeinflussen, sondern die (unbewusste) Einstellung des Hundehalters.

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Die Studie unterteilt Hundehalter im Wesentlichen in drei Typen.

Typ 1: Prestigeorientierte Hundehalter

Dem prestigeorientierten Hundehaltern ist sein Tier (überspitzt gesagt) egal. Ihm geht es vorrangig um den eigenen Nutzen. Stärkung des Selbstbewusstseins, gesteigertes Ansehen bei anderen Menschen – diese Dinge stehen bei ihm im Vordergrund.

Zugeständnisse gegenüber dem Hund macht er kaum und tendiert dazu, ihn in menschlichen Dimensionen zu sehen und geht auch auf diese kaum ein. Zur Natur hat er keinen besonderen Draht und auch Empathie gegenüber anderen Menschen geht ihm eher ab. Der prestigeorientierte Hundehalter ist tendenziell introvertiert.

In der Ausbildung seines Hundes (sofern er sich dazu aufrafft) ist er meist inkonsequent und ungeduldig. Fachwissen fehlt ihm. Die Qualität dieser Beziehung ist eher schlecht: Bindung und Kommunikation mit dem Hund sind kaum ausgeprägt. Dadurch ist auch die Sozialverträglichkeit seines Hundes niedrig.

22% der Hundehalter zählen zum Typ 1.

Typ 2: Hundefixierter Hundehalter

Für Menschen des zweiten Typs ist der Hund der Lebensinhalt. Er ist Freund und steter Begleiter, vielleicht sogar anstelle von Partner oder Kind. Trotzdem begreifen sie ihren Hund als Hund und nicht als Ersatz-Mensch. Ist Hund unglücklich, kann auch Mensch nicht glücklich sein.

Hundefixierte Hundebesitzer achten auf ihre Mitmenschen. Sie möchten, dass ihr Liebling niemandem zur Last fällt und gehen auch mit ihrer Fellnase bewusst und liebevoll um. Allerdings lassen sich diese Hundehalter nur ungern helfen: Sie wissen, was für ihr Baby am besten ist – wieso sollte jemand anders besser wissen, wie man ihn erzieht?

Die Qualität dieser Beziehung ist hoch. Hundefixierte Halter setzen sich intensiv mit dem auseinander, was ihr Hund benötigt – und zwar nicht erst, wenn es zu spät ist. Sein Wohlbefinden ist gewährleistet. Meistens hält dieser Typ Hunde am artgerechtesten. Die Kommunikation zwischen Hund und Halter ist exzellent und die Bindung sehr eng. Dieser Hundehalter-Typ bezieht am meisten den Faktor Emotionen in der Hundeerziehung mit ein.

Etwa 35% der Hundehalter gehören diesem Typ an.

Typ 3: Naturverbundene / Soziale Hundehalter

Naturverbundene Hundehalter wollen mit einem Hund ein Stück Natur zu sich holen. Sie begreifen den Vierbeiner als lebendiges Wesen und wollen sich aktiv mit ihm beschäftigen. Dieser Typ ist meist kontaktfreudig, schätzt menschliche Beziehungen aber höher ein als die Beziehung zu seinem Hund. Wie Typ 2 versucht er, andere nicht zu beeinträchtigen.

Der Typ 3 ist selbstbewusst und souverän im Umgang mit seinen Hund und nimmt die Position eines Rudelführers ein. Er erzieht seinen Hund gut und konsequent. Im Vergleich mit den anderen Typen verfügt er über das meiste Fachwissen zu Hunden und Haltung. Seine Fellnase ist damit die gehorsamste und sozialverträglichste. Auch die Qualität der Beziehung ist hoch.

Etwa 43% der Hundebesitzer gehören zum Typ 3.

Aber das wusste ich doch alles schon!

Zugegeben: Ganz neu ist das nicht. Jeder kennt das Ehepaar, das einen Hund statt Kinder hat. Jeder erinnert sich an den Hund, der nur wie ein zusätzliches Accessoire wirkte und nicht wie ein Gefährte. Und jeder kennt den ausgeglichenen Familienhund. Dass diese Bilder existieren, stellt auch Dr. Wechsung fest – weist sie mit ihrer Forschungsarbeit aber erstmals wissenschaftlich nach.

Dr. Wechsung kommt zudem zum Schluss, dass sich viele Hundehalter nicht mit den Bedürfnissen von Hunden auseinandergesetzt haben. Über eine Million Hundebesitzer in Deutschland halten ihre Hunde nicht nach deren Bedürfnissen. Im Rahmen des Tierschutzes vielleicht ein weiterer Grund für die Sachkundeprüfung durch einen Hundeführerschein.

Vergiss aber nicht, was auch nachgewiesen wurde: Der Wohnort hat keinen nennenswerten Einfluss auf die Zufriedenheit von Hund und Halter. Grünes Licht für Hunde in der Kleinstwohnung? Nein, das nicht, wenn man ein wenig weiter denkt: In diesem Fall sind gute Hundehalter nämlich Nicht-Hundehalter. Wir sind wieder beim entscheidenden Faktor Mensch. Sein Herangehen an den Hund und sein Verhalten gegenüber dem Tier sind die wesentlichen Faktoren für ein glückliches Zusammenleben. Dazu gehört auch, sich vor der Anschaffung zu informieren, ob der Hund zu einem passt.

Unterteilung zu grob? Alternative Typisierungen

So weit die Ergebnisse der Studie. Sind diese Typen zu grob? Es gibt ja durchaus andere Einteilungen. In ihrem Buch Partnerhunde teilt Katharina von der Leyen die Hundehalter in „Macher“, „Denker“ und „Gefühlsbetonte“. Ist das nicht besser? Vielleicht, aber es ist ein ganz anderer Ansatz. Die Autorin schaut sich nicht die Beziehungen von Menschen und Hunden an. Sie blickt auf den Menschen, dessen Charakter und Lebensweise. Im Anschluss schaut sie, welche Hunderassen zu welchem Lebensstil passen. Das schließt keinen der drei Typen aus. Allenfalls der erste macht sich häufig keine Gedanken, ob das Wesen des Hundes passt und wählt den, der ihm am besten gefällt. Hundehalter, die sich schon vorher Gedanken gehören eher zu den verbleibenden Typen.

Einen satirischen Gegenentwurf zu den drei Typen bringt Claude von mannmithund.ch. Ihm fehlt es an Feinheit und Diversität. Seine Gegenentwürfe („Kontroll-Freak“, „Schickimicki-Tusse“, „Rüstige Seniorin“) sind jedoch bestenfalls Archetypen wie der Mensch sie wahrnimmt – und mit eigenen Assoziationen füllt. Dr. Wechsungs Studie hat festgestellt, dass die Vorgeschichte eines Hundes im Gesamtbild kaum eine Rolle spielt. Dennoch kann gerade die gemeinsame Vorgeschichte das Zusammenleben von Hund und Herrchen entscheidend prägen: Was bei anderen Hunden grundfalsch ist, mag bei diesem genau richtig sein. Am Ende sind Claudes (bewusst überspitzte) Typen Momenteindrücke.

Typen sind immer Verallgemeinerungen. Alle Einzelfälle kann man nicht sinnvoll abbilden ohne eine nutzlose Textwüste voller Sonderfälle zu schaffen. Kaum ein Hundehalter wird alle Facetten eines Typs erfüllen und manchmal widersprechen sich diese sogar. Meist lässt sich jedoch eine klare Tendenz zu einem Typ erkennen. Dieser Titel ist zudem nur eine kurze Zusammenfassung. Eine ausführlichere und detaillierter Darstellungen bietet das 429-seitige Buch zur Studie.

Das Buch zur Studie

Du findest die Ergebnisse interessant und möchtest mehr erfahren? Dann bleibt zum einen die Kurzzusammenfassung der Studie durch die Autorin (leider nicht mehr online verfügbar). Allerdings verzichtet auch diese auf viele Details. Ausführlich ist erst das Buch mit den Studienergebnissen: Mensch und Hund: Beziehungsqualität und Beziehungsverhalten.

1 Kommentar

  1. Ich bin eine Mischung zwischen Typ 2 und 3.Mein Hund hat mich „ausgesucht“ .Mein Hund ist mein Freund u.Begleiter.Bei der Erziehung bin ich so konsequent wie bei der Kindererziehung. Wir gehen jede Woche 1x ins Training,was uns Beiden Spass macht.Ansonsten lieben wir die Natur, arbeiten u.toben jeden Tag .Der Rüde gehorcht auch meinem Mann u.der ältesten Tochter.Das finde ich sehr wichtig, denn ich unternehme ab u.zu mal Dinge, wo ich ihn nicht mitnehmen kann.

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