Hunde in der Pubertät werden am häufigsten abgegeben – Interview mit dem Tierheim Koblenz

Tierheim Koblenz: Logo

Woran denkst du, wenn du beim Stichwort „Tierheim“? Vermutlich drängen sich dir Bilder von traurig dreinblickenden Hunden oder Katzen hinter Gittern auf. Aber was, wenn ein Tierheim viel mehr ist als das?

Das Tierheim Koblenz zeigt, wie aus einem traurigen Image auch viel mehr werden kann. Denn dieses Tierheim ist nicht nur für Tiere da, sondern auch für Menschen.

Tierheim Koblenz

Adresse: In der Höll 1, 56073 Koblenz
Tel.: 0261-40638-0
E-Mail: info@tierheim-koblenz.de
Web: https://www.tierheim-koblenz.de/
Spende fürs Tierheim Koblenz!

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Den Tieren hilft der Tierrettungsdienst. Verwundete Hunde im Straßengraben oder ausgesetzte Kätzchen haben so eine größere Chance zu überleben. Womöglich können sie in ein liebevolles Zuhause vermittelt werden – oder gar zu ihren traurigen Herrchen und Frauchen zurückkehren, die glaubten sie nie wieder zu sehen.

Sollte es mit der Vermittlung eine Weile dauern, begleiten die Tiere einen der ehrenamtlichen Helfer in ein Senioren- oder Altenheim, um dort den Menschen eine tierische Freude zu machen.

Aber auch für den Mensch mit Tier gibt es Hilfe. Stell dir vor, dein Hund ist krank, du kannst dir aber die teure Behandlung nicht leisten? Das Tierheim Koblenz kann dir hierbei helfen und somit vermeiden, dass du deinen Hund abgeben musst. Die Futterkiste hilft sogar mit Futter für dein Tier aus.

Trotz allem ist auch das Tierheim Koblenz ein Heim für herrenlose Tiere. Um den vierbeinigen Einwohnern des Tierheims einen angenehmen (wenn auch hoffentlich kurzen) Aufenthalt zu bieten, wird derzeit neu gebaut. Im Mai 2014 fand das Richtfest statt. In den hellen neuen Räumen warten dann die hoffnungsvollen Tiere auf liebevolle Menschen, die ihnen ein ganz eigenes Zuhause geben.

Interview mit dem Tierheim Koblenz

Hudoba sprach mit der Tierheimleiterin Kirstin Höfer.

Wie kommen die Tiere am häufigsten zu Ihnen ins Tierheim Koblenz? Also werden sie von den Besitzern selbst oder als Fundtier gebracht?

Kirstin Höfer mit Hund (Tierheimleiterin des TH Koblenz)
Kirstin Höfer, Leiterin des Tierheims Koblenz.

Bei unseren Katzen sind es mehr Fundtiere.

Unsere Hunde kommen am häufigsten als Abgabetiere zu uns. Natürlich gibt es auch Fundhunde, diese werden aber in der Regel schnell wieder an ihre Besitzer zurückvermittelt.

Die Gründe für eine Abgabe sind häufig die, dass sich ihre Besitzer im Vorfeld wenig Gedanken über die Haltung eines Hundes gemacht haben und nun überfordert sind. Ich sehe das Problem darin, dass es dort keine Kontrollen gibt. Jeder darf ein Tier halten, auch wenn man keinerlei Vorerfahrungen hat.

Deswegen wünschen wir uns auch den Hundeführerschein. Denn ein Hund ist ein Tier, kein Gegenstand und so sollte auch mit ihm umgegangen werden. Hier muss einfach etwas passieren.

Können Sie sagen, wie lange die Tiere im Tierheim Koblenz bleiben? Gibt es Tiere, die besonders schnell vermittelt werden oder sehr lange bleiben?

Wir haben die Erfahrung gemacht, dass gerade die alten Hunde gut vermittelt werden. Hundesenioren haben diese Altersweisheit und man sieht ihnen die Lebenserfahrung an. Zudem stellen sie nichts infrage und sind zufriedener. So ist zum Beispiel erst vor kurzem ein 12 Jahre alter Schäferhund vermittelt worden – auch dank Facebook. Dort wurden sein Bild und unser Aufruf über 900 Mal geteilt.

Die Hunde, die am häufigsten in unserem Tierheim abgegeben werden, sind Rüden im Alter zwischen 11 Monaten und 4 Jahren. Die Zeit in der sie in die Pubertät kommen. Wo wir wieder bei dem Thema wären, dass sich viele Tierhalter im Vorfeld nicht über die Haltung und das Wesen des Hundes informieren.

Leider ist es auch oft so, dass diese Menschen auch an Hundetrainer geraten die leider nicht viel von dem verstehen, was sie tun. Der Beruf Hundetrainer ist ja bekanntlich nicht geschützt. Somit kann jeder eine Hundeschule eröffnen und sich als Trainer ausgeben.

Wie ist das mit Spenden: Gibt es einen Unterschied zu Sach- und Geldspenden? Was ist ihnen lieber?

Bei uns ist es so, dass die Menschen eher Geld- als Sachspenden geben. Trotzdem spenden sie das Geld gerne direkt an das Tier, zu einem konkreten Zweck wie eine notwendige OP. Auf diese Geldspenden sind wir auch angewiesen.

Die Bereitschaft, gerade bei Spendenaufrufen ist wahnsinnig groß. Bei einem unserer Spendenaufrufe ging es um neue Hundebetten für unsere Vierbeiner. Jeden Tag fuhr das DHL-Fahrzeug auf unseren Hof und nach nur einer Woche standen 15 neue Hundebetten in unserem Tierheim.

Oder bei einem Spendenaufruf für eine teure Operation eines unserer Schützlinge. Nach 8 Tagen waren wir schon bei der wahnsinnigen Summe von 600 Euro. Wir mussten den Aufruf regelrecht stoppen, weil wir immer mehr Spenden bekommen haben. Es war einfach überwältigend. Hierbei spielt Facebook natürlich auch wieder eine sehr große Rolle.

Gibt es Hochzeiten für Tierabgaben?

Ja die gibt es. Diese sind vor Weihnachten und zwischen Weihnachten und Neujahr. Hierbei handelt es sich aber nicht um Tiere als Weihnachtsgeschenke, welche jetzt wieder weg müssen. Der häufigste Grund sind hier Scheidungen der Tierhalter und ein „Neuanfang“ zum Jahresstart. Oft ist hier dann für einen Hund kein Platz mehr.

Aber auch allgemein in der Ferienzeit wie Sommer- oder Osterferien. Dort werden immer noch vermehrt Tiere gefunden – ausgesetzt oder angebunden.

Die ruhigsten Monate sind der Januar und der Februar. Dort werden am wenigsten Tiere abgegeben oder ausgesetzt.

Auf Ihrer Seite gibt es ja auch den großen Spendenaufruf zum Bau des neuen Tierheims. Wie ist da die Spendenbereitschaft?

Schwierig, gerade nach 10 Jahren Tierheimneubau, also einem Großprojekt. Trotzdem gibt es noch Spenden. Natürlich stagniert es immer mal wieder etwas. Aber wir bewerben es regelmäßig auf Facebook und somit kommen immer wieder Spenden rein.

In 5 Monaten geht es dann los und wir ziehen mit unseren Vierbeinern in unser neues Tierheim. Aber man kann nicht nur für den Bau selbst spenden. Man kann auch eine Zimmerpatenschaft übernehmen. Man baut quasi ein Hundezimmer, welches dann auch nach dem Spender benannt wird. Wir wünschen uns natürlich, dass viele ehrenamtliche Helfer beim Umzug mit anpacken.

Wie läuft die Vermittlung ab, wenn ich jetzt zum Beispiel in Ihr Tierheim komme und mir einen Hund zulegen möchte?

Wir führen ausgiebige Vorgespräche mit den Neuhundehaltern, um herauszufinden, welcher Hund passt – und ob überhaupt.

Danach lernt man sich beim Probe-Gassigehen näher kennen.

Bewusst lassen wir dann aber ein paar Tage Pause zwischen dem nächsten Besuch. Wir möchten so erreichen, dass die Interessenten sich nochmal in aller Ruhe überlegen, ob sie unseren Schützling wirklich bei sich aufnehmen möchten und können. Auch wollen wir so eventuelle Schnellschüsse vermeiden. Entscheidet man sich dann wirklich von ganzem Herzen für den Hund, steht einer Vermittlung nichts mehr im Wege.

Wichtiger als die Vorkontrolle ist uns aber die Nachkontrolle. Diese ist dann sehr intensiv. Am ersten Morgen informieren wir uns sofort, wie die erste Nacht verlaufen ist. Besuchen kommen wir unseren ehemaligen Tierheimbewohner dann erst nach ein paar Tagen.

An den ersten beiden Tagen ist der Hund nämlich oft noch etwas unsicherer und verhält sich anders, als er vielleicht ist. Erst nach einer kurzen Eingewöhnung tauen die meisten Hunde richtig auf. Mancher Vierbeiner fängt dann an, seine Grenzen im neuen Heim auszutesten und seine neue Familie zu „checken“. So kann es gerade in dieser Zeit passieren, dass sich die neuen Besitzer schnell überfordert fühlen und/oder Angst haben, dem Hund und der Verantwortung doch nicht gewachsen zu sein.

Unsere Nachkontrolle beginnt genau jetzt. Wir betreuen die Leute und ihre Vierbeiner, geben Hilfestellung und sind für sie da, wenn sie uns brauchen. Nur so können wir für ein tolles neues Zuhause und eine gemeinsame Zukunft mit Hund garantieren.

In Ihrem eigenen Shop gibt es die „Tierschutz Toncs“ zu kaufen. Kam die Idee von Ihnen? Und wie ist die Resonanz?

Die Idee dazu kam nicht von uns, sondern vom befreundeten Tierheim Köln Dellbrück. Er fand, dass eine normale Mülltonne langweilig aussehe und man sie ganz leicht verschönern kann.

Die Motive Tierschutz statt Tonne, wie sie in unserem Shop zu finden sind, sind nur Beispiele. Man kann sich auch sein ganz eigenes Motiv erstellen lassen. Zum Beispiel mit einem Firmenlogo oder seinem eigenen Haustier. Ein Hingucker ist es in jedem Fall und oft steht die Mülltonne nach der Abfuhr den halben Tag an der Straße und jeder schaut drauf.

Die Tierschutz-Mülltonen gibt es im Shop des Tierheims Koblenz.

Wie ich gesehen habe, haben Sie ja auch eine riesige Facebook-Gemeinde, wo sogar mehrmals täglich etwas gepostet wird. Betreuen nur Sie das Profil oder ihr ganzes Tierheim-Team?

Zum größten Teil kümmere ich mich um die Posts, Fotos und Beiträge. Es sei denn, ich bin mal im Urlaub, dann macht dies natürlich eine liebe Kollegin.

Sehr beliebt und heiß erwartet sind immer die Neuigkeiten in unserem Rico-Blog. Dort gibt es immer das neuste aus dem Tierheimalltag, wichtige Infos und lustige Geschichten rund um Rico und seine vielen Freunde. Außerdem teilen wir auch immer die neusten Infos über Tiergesundheit und alles rund um unsere geliebten Vier- und Zweibeiner.

Auf Ihrer Seite gibt es den Aufruf „Spenden statt Geschenke“. Wie wird das angenommen?

Es wird sehr gut angenommen. Jeder kennt das ja sicherlich: Man plant eine große Feier und wird gefragt, was man sich denn wünschen würde. Warum sich nicht einfach mal Spenden schenken lassen?

Wir überlassen für die Feier dann ein kleines „Spenden-Tierheim“, in das man Geldstücke, Scheine und Kuverts stecken kann. Besonders gerne wird dies von älteren Menschen angenommen. Diese kommen dann mit einem breiten Lächeln und dem kleinen Spenden-Tierheim unter dem Arm zu uns. Nicht selten kommen Spenden zwischen 500 und 1000 Euro zusammen. Geld, was wir natürlich wahnsinnig gut gebrauchen können.

Als kleines Dankeschön gibt es dann auch immer ein gemeinsames Foto mit unserem Team, welches wir – natürlich nur, wenn man es möchte – zusammen mit einem Dankesschreiben auf unserer Homepage veröffentlichen.

Gibt es eine besondere Geschichte zu ihren Vierbeinern? Also zu einem bestimmten Tier oder einem besonders schönem Ereignis?

Die gibt es bei uns reichlich. Auf unserer Homepage haben wir viele schöne Geschichten unserer vermittelten Fellnasen. Zum Beispiel von Odin, einem schwer kranken Hund, der ein wunderschönes neues Zuhause in Köln bei einem behinderten Kind gefunden hat. Oder die Geschichte von Struppi, der nach 4 Jahren im Tierheim jetzt ein eigenes Zuhause gefunden hat.
Gibt es etwas, was sie sich ganz besonders wünschen würden, wenn sie könnten?

Natürlich wünsche ich mir, dass das Tier als Tier angesehen wird. Nicht als Gegenstand oder als Sache.

Ein großer Wunsch von mir wäre auch, dass nicht jeder von überall her Hunde bekommt. Hundewelpen werden mittlerweile produziert, von privaten sogenannten „Vermehrern“, welche dann für einen Mopswelpen 700 Euro verlangen. So etwas sollte verboten werden und es muss strenge Kontrollen darüber geben. Genauso für unseriöse Hundezüchter und Leute, die ihre Welpen selbst vermitteln. Besonders bei den Rassehunden, welche man sich ganz einfach bei Ebay oder im Kleinanzeiger kaufen kann.

Außerdem wünsche ich mir den Hundeführerschein für unser Bundesland beziehungsweise einen einheitlichen Hundeführerschein für ganz Deutschland. Eine Idee wäre dann, für die Hundehalter, die bereit sind diesen zu absolvieren, einen Art Bonus anzubieten, bei der Hundesteuer oder der Versicherung. So würde man sicherlich mehr Menschen dazu bewegen, den Hundeführerschein dann auch zu absolvieren.

1 Kommentar

  1. Ich kann nur sagen, Schande für das Tierheim Koblenz.
    Diese Menschen lügen, das sich die Balken biegen.
    Es ist wirklich eine Katastrophe.
    Da stimmt gar nichts.

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