“Es geht darum, Hunde in die richtigen Hände abzugeben”- Interview mit dem Tierheim Hildesheim

Tierheim Hildesheim: Logo

Mit der Gründung des Tierschutzvereins im Juni 1938, legte die Stadt Hildesheim den Grundstein zum Tierschutz in- und rund um Hildesheim. Zum Verein gehört auch ein Tierheim, welches mittlerweile 50 Hunde, 150 Katzen sowie 120 Kleintiere aufnehmen kann.

Tierheim Hildesheim

Adresse: Zum Dicken Holz 19, 32758 Detmold
Tel.: 05121 – 52734
E-Mail: info@tierschutz-hildesheim.de
Web: https://www.tierheim-hildesheim.de/

Sich für die Rechte der Tiere einzusetzen, gehört genauso zu den Zielen des Tierheims, wie auch die Aufklärungsarbeit zum Thema Tierschutz. Dazu gehören natürlich auch die ganz Kleinen. Regelmäßig besuchen die 2. Vorsitzende des Tierschutzvereins (Frau Nartina Dechant) und ihre 2 Vierbeiner Elise und Knuddel Kindergärten und Schulklassen.

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Dort sind die beiden Vierbeiner natürlich gern gesehene Gäste und führen – gemeinsam mit ihrem Frauchen – die Kinder so spielerisch an das Thema Tierschutz heran. Wer sich auch für den Tierschutz einsetzen möchte, kann dies auf unterschiedliche Weise tun. Zum einen mit Geld- und Sachspenden, aber auch mit Tierpatenschaften oder als Mitglied des Tierheims.

Das Tierheim Hildesheim freut sich natürlich auch über fleißige ehrenamtliche Helfer, die mit den Hunden Gassi gehen, bei der Katzen- und Kleintierpflege helfen, oder für das nächste Tierheimfest einen Kuchen backen. Jeder der Tiere mag, ist im Tierheim Hildesheim herzlich willkommen.

Interview mit dem Tierheim Hildesheim

Hudoba sprach mit der Tierheimleiterin, Frau Sabine Oelschäger.

Ausgesetzt oder vor dem Tierheim angebunden – wie kommen die Tiere am häufigsten zu Ihnen ins Tierheim Hildesheim? Hat sich die Zahl der anonym ausgesetzten Tiere in den letzten Jahren erhöht?
Hunde werden in der Tat gerne irgendwo angebunden oder an der Autobahnraststätte laufen gelassen. Aber auch gerne in Tierheimen als angebliche Fundhunde abgegeben.

Das ist traurig, denn die notwendigen Informationen über den Hund fehlen dann (Krankheiten-Futtervorlieben oder auch andere Eigenschaften). Die Katzen werden in der Regel von Menschen aufgegriffen und im Tierheim abgegeben. Nur wenige finden den Weg zurück zu einem Eigentümer.

Kleintiere werden in Kartons oder völlig verdreckten Käfigen ausgesetzt. Sie werden durch Zufall gefunden oder, wenn sie nicht soviel Glück haben, sterben sie qualvoll in diesen Gefängnissen. Die Zahl der anonym ausgesetzten Tiere hat sich nicht erhöht.

Hund oder Katze – welchen Vierbeiner müssen Sie häufiger bei sich aufnehmen? Gibt es da von Jahr zu Jahr Unterschiede?
Wesentlich mehr Katzen im Jahr 2013. Zum Vergleich: 580 Katzen und 175 Hunde.

Wie hoch ist ungefähr Ihre Vermittlungsquote bei Hunden? Hat sich das über die Jahre verändert?
70 %, 30% bleiben jahrelang erhalten. Früher wurden 95 % vermittelt. Es liegt daran, dass immer mehr schwierige Hunde oder kranke ältere Hunde kommen. Diese Tiere brauchen besonders hundeerfahrene Menschen oder Menschen, die für die älteren Tiere die tierärztliche Versorgung ermöglichen können.

Arbeiten bei Ihnen hauptsächlich ausgebildete Tierpfleger oder nur Ehrenamtliche Mitarbeiter?
Wir sind ein Team mit 4 ausgebildeten Tierpflegern, Auszubildenden und natürlich ehrenamtlichen Helfern.

Sommerferien oder nach der Weihnachtszeit – wann werden Ihrer Erfahrung nach die meisten Tiere in Hildesheim ausgesetzt? Haben Sie eine Idee, warum es da Abweichungen geben könnte?
Wir können das nicht feststellen, es werden in jedem Monat Tiere abgegeben/gefunden und dabei kann keine Verknüpfung mehr mit Ferien oder Weihnachten (Geschenke) gemacht werden. Wir haben sogar das Gefühl, dass die Menschen tatsächlich mehr beim „Geschenk Tier“ überlegen.

Sachspenden (Futter, Spielzeug) oder Geldspenden – was wird häufiger gespendet? Was ist ihnen tendenziell am Liebsten und warum?
Wir haben, darüber sind wir heilfroh, viele Futterspenden, Spielzeugspenden und Deckenspenden, aber auch finanzielle Zuwendungen für unsere Tiere. Alles hilft uns sehr, das Geld natürlich, um den gesamten Betrieb aufrecht zu erhalten. Denn auch Strom, Wasser und Heizung kosten Geld.

Häufiger werden Sachspenden abgegeben. Tendenziell sind uns Futterspenden am Liebsten, denn die Tiere benötigen jeden Tag gutes Futter. Oder eben das Geld, um hochwertiges Futter kaufen zu können.

Führen Sie nach einer erfolgreichen Vermittlung regelmäßige Kontrollbesuche durch? Und wenn ja – wie sind dabei Ihre Erfahrungen?
Wenn wir bei den Hunden bleiben, so vermitteln wir nur nach einem Vorbesuch und wir haben einen sehr gut funktionierenden Kontrollkreis, dieser macht bei jedem unserer vermittelten Tiere eine Nachkontrolle.

Hierbei wird geprüft, wie es den Tieren geht und ob alles „passt“. Zu über 90 % ist alles in Ordnung, wenn nicht, wird gemeinsam nach einer Lösung gesucht oder, wenn es für das Tier nicht gut ist, auch in ganz seltenen Fällen, das Tier zurückgeholt.
Viele Menschen stellen es sich bestimmt ganz einfach vor, einen Hund aus dem Tierheim Hildesheim zu adoptieren. Aber nach welchen Kriterien entscheiden sie, ob ein potentieller Besitzer für einen Hund geeignet ist?
In erster Linie gehen wir vom Charakter des Hundes aus und den dadurch entstehenden Bedürfnissen. Jeder Hund ist ein Individuum und danach richtet sich, welcher Mensch diesen Hund bekommt.

Es geht darum, die Hunde in die richtigen Hände abzugeben. Wenn Menschen lauffaul sind und gerne nur Zuhause und im Garten leben, dann sollte auch der Hund, einen geringen Bewegungsdrang haben. Wer aber mit seinem Hund laufen möchte, sollte nicht unbedingt einen Hund wählen, welcher vom Körperbau her dafür nicht geeignet ist und schon nach ein paar Metern Atemnot bekommt.

Auch berufstätige Menschen, die 10 – 12 Stunden außer Haus sind, haben bei uns keine Chance auf Vermittlung eines Hundes. Natürlich wissen wir, dass Hunde ohne Probleme gekauft werden können und niemand danach fragt. Aber wir haben eine Bindung zu den durch uns betreuten Hunden und halten diese Zeitspanne für zu lange.

Wir wissen, dass andere Menschen eine andere Meinung haben. Wir könnten noch ganz lange Beweggründe hier aufführen, die uns veranlassen, einen bestimmten Hund nicht an einen bestimmten Menschen zu geben.

Leider nehmen Menschen eine Absage immer persönlich und sind uns böse und nachtragend, da sie meinen, das Tierheim könne doch froh sein einen Hund „loszuwerden“ und habe es wohl nicht nötig! Unsere Entscheidung wird trotz dieser negativen Nachreden aber von uns allen getragen.

Leider erfahren wir hier immer wieder, wieviel manche Menschen den Hunden zumuten, sie misshandeln, ignorieren, sie einsperren, sie schlagen und treten, ihnen nicht genug Wasser geben, damit sie keinen Urin absetzen, sie hungern lassen, damit sie sie halten können … usw.: bei Hitze im Auto sitzen lassen und noch komisch werden, wenn man darauf aufmerksam macht, bei 30 Grad einen völlig überforderten Hund mit schwarzem langen Fell am Fahrrad hinterher schleifen, Kadavergehorsam einfordern, stolz darauf sind, einen Hund gebrochen zu haben oder aber, stolz darauf sein, wenn sich ihrem Hund niemand mehr nähern kann, weil er so „toll“ sein Herrchen verteidigt.

Wie groß ist ungefähr die Quote der zurückgebrachten Tiere? An welchen Gründen scheitert die erfolgreiche und langfristige Vermittlung größtenteils?
3 % – wenn, dann nur, weil Trennung der Besitzer und Wohnungswechsel, ganz selten wegen des Verhaltens der Hunde

Was sind die häufigsten Gründe, für eine Abgabe des Tieres im Tierheim Hildesheim?
Trennung von meist jungen, zusammengezogenen Paaren, Arbeitslosigkeit – wieder Arbeit, also keine Zeit mehr für den Hund, Baby angekommen, Todesfälle der Besitzer, Krankheitsfälle. Viele ältere Menschen verkennen altersbedingte Beeinträchtigungen und schaffen sich aktive Welpen an, denen sie nach kurzer Zeit nicht mehr gerecht werden können. Internetkäufe (gerne verschenkte Hunde) die mit falschen Eigenschaften angeboten werden und sich dann als problematisch entpuppen oder sich mit den angestammten Hunden nicht verstehen. Überforderung mit Junghunden.
Kann man Sie nur mit Sach- oder Geldspenden unterstützen, oder gibt es Möglichkeiten Sie mit „Man-Power“ zu unterstützen, wie z.B. regelmäßige Gassigänge oder Spieleinheiten mit den Hunden?
Während der Öffnungszeiten kann mit den Hunden Gassi gegangen werden und wer einen Patenhund hat, kann mit diesem auch auf einer Wiese spielen (ausgenommen die bereits angesprochenen Kandidaten, die das leider nicht ohne Gefährdung für die Paten machen würden).
Zum Schluss noch eine etwas persönlichere Frage: Gibt es eine besonders schöne Story eines Tieres, z.B. dass ein Hund nach ganz langer Zeit durch Zufall wieder zu seinen Besitzern zurückgefunden hat?
Leider nein, entweder werden die Hunde sofort gesucht oder es fragt nie mehr ein Mensch nach ihnen.

Wir haben einen Hund im tiefsten Winter von der Autobahnraststätte über die Polizei bekommen.

Dieser Hund war völlig verschreckt, da er fast im eisigen Schnee erfroren war, dass er voller Panik nur um sich biss und niemand an ihn heran kam.

Nach 11 Monaten in der privaten Betreuung, ist diese Hündin (es konnte 4 Wochen nicht festgestellt werden, welches Geschlecht der Hund hat) in eine tolle Familie vermittelt worden und wird dort ein schönes Hundeleben mit einem anderen Hund zusammen führen.

Die Hündin steht auf unserer Seite und ist auch in der Hildesheimer Allgemeinen Zeitung zu sehen gewesen.

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