Die meisten Hunde werden vor den Ferien ausgesetzt – Interview mit dem Tierheim Berlin

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Tiere haben seit 1841 in Berlin eine zuverlässige Stimme, wenn es darum geht, für ihre Rechte zu kämpfen: den Tierschutzverein für Berlin und Umgebung Corporation e.V.

Tierheim Berlin

Adresse: Hausvaterweg 39, 13057 Berlin
Tel.: 030-76 888 0
E-Mail: info@tierschutz-berlin.de
Web: https://www.tierschutz-berlin.de/tierheim/
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Mit dem Tierheim in Hohenschönhausen-Falkenberg schuf der Tierschutzverein für Berlin eine der größten und modernsten Einrichtungen dieser Art weltweit. Hier werden jedes Jahr rund 12.000 Tiere aufgenommen, betreut und vermittelt. Etwa 1400-1600 Tiere (je nach Tierart) können gleichzeitig betreut werden.

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Tiermediziner versorgen in Not geratene Haus- und Wildtiere. Wenn Polizeibeamte oder Mitarbeiter des amtlichen Tierfangs auf herrenlose oder entlaufene Tiere treffen, bringen sie sie in die Tiersammelstelle des Landes Berlin. Hier finden die Tiere eine Bleibe, bevor sie in die Vermittlungsboxen des Tierheims umziehen.

Der Verein macht in der Öffentlichkeit mit Hilfe von Kampagnen auf seine Arbeit aufmerksam. Er kämpft gegen qualvolle Experimente an Tieren genauso wie gegen die Zucht von Pelztieren oder die leidvollen Nutztiertransporte.

Durch gezielte Medienarbeit und Kontakt mit den öffentlichen Ämtern setzt sich der TVB stetig für die Belange der Tiere, des Tier-, Natur- und Artenschutzes ein. Er engagiert sich zudem für die Straßenkatzen Berlins. Ihre Zahl wird auf mehrere Zehntausend geschätzt.

Unsere Mitglieder füttern die Tiere und bringen sie ins Tierheim. Dort werden sie dann kastriert, um die unkontrollierte Fortpflanzung zu verhindern. Drei hauptamtliche Tierschutzberater kümmern sich in der gesamten Stadt um Tiere in Not und versuchen, die Lebensbedingungen der Tiere vor Ort zu verbessern.

Der Tierschutzverein für Berlin ist gleichzeitig der Landesverband Berlin des Dachverbandes, des Deutschen Tierschutzbundes.

Interview mit dem Tierheim Berlin

mydog365 sprach mit Evamarie König, Pressesprecherin des Tierschutzvereins für Berlin und des Tierheims Berlin.

Ausgesetzt oder vor dem Tierheim angebunden – wie kommen die Tiere am häufigsten zu Ihnen ins Tierheim Berlin? Hat sich die Zahl der anonym ausgesetzten Tiere in den letzten Jahren erhöht?
Ein Teil der Tiere wird ausgesetzt und kommt als Fundtier über die Tiersammelstelle ins Tierheim, als Sicherstellung oder amtliche Verwahrung. Ein anderer Teil wird von privat direkt im Tierheim abgegeben.
Nachdem die Zahlen in den vergangenen Jahren angestiegen sind, hatten wir 2013 einen leichten Rückgang der aufzunehmenden Tiere zu verzeichnen.
Leider ist die Verweildauer vor allem bei den Hunden gestiegen, so dass im Tierheim weiterhin jeder Platz besetzt ist.

Hund oder Katze – welchen Vierbeiner müssen Sie häufiger bei sich aufnehmen? Gibt es da von Jahr zu Jahr Unterschiede?
Den größten Anteil unter den aufgenommenen Tieren nehmen Katzen und Kleintiere ein. Diese werden auch recht gut wieder vermittelt.
Bei den Hunden zeichnet sich in den letzten Jahren ein trauriger Trend ab, dass wir immer mehr Hunde aufnehmen müssen, die immer länger im Tierheim verweilen, bis sie vermittelt werden können.

Wie hoch ist ungefähr Ihre Vermittlungsquote bei Hunden? Hat sich das über die Jahre verändert?
Die Vermittlung der Hunde ist in den letzten Jahren schwieriger geworden, die Verweildauer im Tierheim ist gestiegen. Insbesondere die so genannten Listenhunde bleiben überdurchschnittlich lange im Tierheim, manche fünf Jahre und mehr, bis sie vermittelt werden.
Viele Hunde bringen gesundheitliche Probleme oder Verhaltensprobleme mit, die erst einmal im Tierheim behandelt und korrigiert werden müssen.

Arbeiten im Tierheim Berlin hauptsächlich ausgebildete Tierpfleger oder nur Ehrenamtliche Mitarbeiter?
Die Arbeit im Tierheim bedeutet eine hohe Verantwortung und wird von hauptamtlichen, ausgebildeten Tierpflegern ausgeübt. Sie erfahren große Unterstützung durch ehrenamtliche Helfer, die z.B. die Hunde ausführen oder Katzen beschäftigen und Vertrauen aufbauen.

Sommerferien oder nach der Weihnachtszeit – wann werden Ihrer Erfahrung nach die meisten Tiere in Berlin ausgesetzt? Haben Sie eine Idee, warum es da Abweichungen geben könnte?
Wir erleben im Grunde das ganze Jahr über, dass Tiere ausgesetzt werden. Besonders groß ist diese Zahl der ausgesetzten Tiere vor den Ferien, sei es Ostern, Sommer oder Weihnachten.

Sachspenden (Futter, Spielzeug) oder Geldspenden – was wird häufiger gespendet? Was ist ihnen tendenziell am Liebsten und warum?
Wir freuen uns über jede Spende, sei es Sachspenden oder Geldspenden. Besonders wichtig sind uns die Mitglieder des Tierschutzvereins für Berlin.
Ihre Beiträge ermöglichen uns, zu planen. Sie bilden eine verlässliche Größe, um unsere Arbeit für die Tiere fortsetzen zu können. Spenden oder auch Nachlässe erreichen uns in der Regel unangekündigt. Wir freuen uns über jegliche Zuwendung!

Führen Sie nach einer erfolgreichen Vermittlung regelmäßige Kontrollbesuche durch? Und wenn ja – wie sind dabei Ihre Erfahrungen?
Nach jeder Vermittlung wird ein unangekündigter Besuch durch einen ehrenamtlichen Helfer des Tierheims Berlin oder durch unsere Tierschutzberater durchgeführt, um zu sehen, dass es dem Tier gut geht und alle wichtigen Parameter für das Tier, wie im Vermittlungsbogen angegeben, vorhanden sind.
Dies wird in der Regel von den neuen Besitzern unterstützt, wir haben glücklicherweise wenig Beanstandungen oder Verbesserungswünsche bei diesen Kontrollen. Oftmals geht es darum, zu beraten und die Haltung zu optimieren.

Viele Menschen stellen es sich bestimmt ganz einfach vor, einen Hund aus dem Tierheim Berlin zu adoptieren. Aber nach welchen Kriterien entscheiden sie, ob ein potentieller Besitzer für einen Hund geeignet ist?
Wichtig ist, dass Hund und zukünftiger Besitzer zusammenpassen. Dies wird in einem Vorgespräch geklärt. Wichtige Eckpunkte sind die Motivation, das Umfeld des Hundes, vorhandene Erfahrung mit Hunden, Genehmigungen des Vermieters bzw. der Eigentümergemeinschaft, wieviel Zeit ist für den Hund vorhanden, gibt es Personen, die die Betreuung mit übernehmen können, kann auf Krankheiten des Hundes eingegangen werden?
Bei verhaltensauffälligen Hunden sind mehrere Besuche im Tierheim erforderlich, damit der Hund Vertrauen fassen kann. Grundsätzlich besteht bei Interesse die Möglichkeit, vor Ort ca. zwei Stunden mit dem Hund spazieren zu gehen, um ihn näher kennen zu lernen. Danach kann ein Gassivertrag abgeschlossen werden, so dass der Hund bis zu fünf Tage mit dem Interessenten auf Probe nach Hause geht. Danach wird im Tierheim der endgültige Vermittlungsvertrag geschlossen.

Wie groß ist ungefähr die Quote der zurückgebrachten Tiere? An welchen Gründen scheitert die erfolgreiche und langfristige Vermittlung größtenteils?
Eine Rücklaufquote ist nicht beziffert, es kommt aber leider trotz intensiver Vorgespräche vor, dass die Vermittlung scheitert.
Manchmal verändern sich die Lebensumstände plötzlich, manchmal zeigt das Tier in der neuen Umgebung ein Verhalten, dass vorher nicht so eingeschätzt wurde.

Was sind die häufigsten Gründe, für eine Abgabe des Tieres bei Ihnen?
Die häufigsten Gründe sind Überforderung, Zeitmangel, Geldmangel, Krankheit oder Alter des Tieres.

Kann man das Tierheim Berlin nur mit Sach- oder Geldspenden unterstützen, oder gibt es Möglichkeiten Sie mit „Man-Power“ zu unterstützen, wie z.B. regelmäßige Gassigänge oder Spieleinheiten mit den Hunden?
Der Tierschutzverein für Berlin freut sich auch über aktive ehrenamtliche Mithilfe. Die ehrenamtliche Gruppe der Gassigeher ist so stark nachgefragt, so dass wir gerade nicht in der Lage sind, neue Interessenten aufzunehmen und zu schulen. Gebraucht werden ehrenamtliche Helfer aktuell insbesondere in der AG Katzenschutz, d.h. bei der Betreuung von frei lebenden Katzen, oder für Veranstaltungen.
Auch Pflegestellen für ältere, chronisch kranke Tiere werden immer wieder gesucht. Detaillierte Informationen finden Sie dazu auch auf unserer Homepage: www.tierschutz-berlin.de

Zum Schluss noch eine etwas persönlichere Frage: Gibt es eine besonders schöne Story eines Tieres, z.B. dass ein Hund nach ganz langer Zeit durch Zufall wieder zu seinen Besitzern zurückgefunden hat?
Es gibt eine schöne Tiergeschichte von einer Katze namens Pauley.
Sie war Ende 2008 ihrer Besitzerin entwischt. Die Besitzerin verteilte Aushänge, erkundigte sich in der Tiersammelstelle, doch die Suche blieb erfolglos. Die Katze war tatsächlich einem wenige hundert Meter entfernten Katzenfreund zugelaufen.
Als sie sich nicht mehr mit der Zweitkatze verstand, brachte der Finder das Tier ins Tierheim Berlin. Hier wurde der Chip eingelesen und festgestellt, dass die Katze eine Besitzerin hat. Sie konnte daraufhin benachrichtigt werden und nach fünf Jahren ihre Katze wieder in die Arme schließen!

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