Australian Shepherd: Der Hund mit den „Geisteraugen“

Hunderasse Australian Shepherd (Australischer Schäferhund)

Der „Ghost-eyed Dog“ mit der Rassebezeichnung Australian Shepherd ist kein Schafe hütender Australier. Dieser aufmerksame, vielseitige und unermüdliche Arbeitshund ist ein couragierter Amerikaner. Er hütet alles und auf jedem Terrain – in einem Haus oder einer Wohnung gerne auch die Kinder.

Australian Shepherd

Herkunft: USA
Gewicht: 15-25 kg
Größe (Widerrist): 45-59 cm
Lebenserwartung: 12-15 Jahre

Aktivitätsbedarf: +++++
Futterbedarf: ++++-
Fellpflege: +----
Stadteignung: +----

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Krankheitsgefährdung: Medikamentenüberempfindlichkeit, Hüftgelenkdysplasie, Ellbogendysplasie, Grauer Star, Collie Eye Anomaly,
Verwendung: Therapiehund, Blindenhund, Rettungshund, Hütehund, Wachhund u.v.m.
Geeigneter Sport: Agility, Obedience, Dogdance, Ausdauersport

FCI: Nr. 342 (Gr. 1, Skt. 1)

Das Wesen des Australian Shepherd

Von Anbeginn an cool, souverän und immer sympathisch: Ein ausgelasteter Australian Shepherd ist ein ausgeglichener Begleiter. Er sucht keinen Streit mit Artgenossen und ist ein wachsamer und gehorsamer Familienhund. Trotz seiner Lebhaftigkeit ist er sehr anhänglich und verhält sich in der Wohnung angenehm ruhig.

Als absoluter „will to please“-Hund besitzt er eine hohe und rasche Aufnahme- und Lernfähigkeit. Dies erleichtert dem erfahrenen Hundehalter die an Aufgaben reiche Trainingsarbeit enorm. Auch akrobatische Tricks oder eine ernsthafte Therapie-, Blinden- oder Rettungshund-Ausbildung bewältigt der Australian Shepherd meisterhaft.

Fatal wirkt sich diese Lernfähigkeit bei unausgelasteten Hunden aus. Diese neigen dazu, eigenmächtig „ihren Job“ zu tun: Alles treiben, was sich bewegt. Sie entwickeln Störungen im sozialen Verhalten mit anderen Tieren und fremden Personen. Dann kann es zu Bissattacken kommen statt seiner natürlichen Reserviertheit gegenüber Fremden.

Schon ganz junge Hunde brauchen eine konsequente Erziehung in Unterordnung. Sie müssen lernen, die angeborene Lust am Treiben nicht bei Menschen und Autos einzusetzen.

Der Australian Shepherd in der Stadt

Um sein soziales, gutmütiges Wesen zu entfalten, braucht der Australian Shepherd Auslauf, Auslauf, Auslauf. Das ist in der Stadt natürlich ein Problem. Ideal wäre stattdessen eine weitläufige Rinderfarm mit viel Gelände. Aber egal wo: der Australian Shepherd braucht eine adäquate Beschäftigung.

Gänzlich verabschieden musst du dich aber nicht von dem Gedanken, einen Aussie in der Stadt zu halten. Denn Australian Shepherds sind auch anpassungsfähig. Wenn du ausreichend Bewegung gewährleistest, kommt dein Aussie in der Stadt zurecht. Ausreichend heißt hier aber nicht, jeden Tag spazieren gehen – auch nicht zwei- oder dreimal. Der Aussie braucht richtige Action und volle Power. Das heißt: Hundesport, sehr gerne auch mit Leistungen auf hohem Niveau. Alibisport wird er dir nicht danken. Tracking, Obedience, Agility, Flyball und Co. lasten deinen Shepherd körperlich und mental aus. Einige Stunden spazieren gehen oder nur neben dem Fahrrad sind diesem agilen Hund nicht genug.

Das Aussehen des Australian Shepherd

Der Australian Shepherd existiert in einer unglaublichen Farbvielfalt. Kein einziger Hund gleicht einem anderen. Die Grundfarbe eines Aussies ist entweder schwarz (black), rotbraun (red), grau mit marmorierendem Schwarz (blue-merle) oder hellrot-beige mit marmorierenden rot-braun Tönen (red-merle). Hinzu kommen noch weiße oder kupferfarbene Abzeichen. Insgesamt sind 16 Farbvarianten bekannt.

Variantenreich ist auch die Farbgebung seiner mandelförmigen Augen. Sie können hellblau, braun, bernsteinfarben, flecked oder marbled sein. Für die alte Namensgebung „Ghost-eyed Dog“ sind vermutlich die zusätzlichen, andersfarbigen Flecken oder Verwischungen in den Augen verantwortlich. Häufig haben Australian Shepherds auch zwei verschiedenfarbige Augen.
Den robusten, muskulösen Körperbau erahnt man nur unter dem Fell. Dieses ist halblang, manchmal glatt aber meistens gewellt und verfügt über eine dicke Unterwolle. Vor allem ist dieses Haarkleid sehr wetterbeständig.

Der Australian Shepherd zählt mit einer Körperhöhe von 50 bis 59 cm (Rüden) und 45 cm bis 54 cm (Hündinnen) zu den mittelgroßen Hunden. Er ist trotz dieser Größe von erstaunlich geschmeidiger Beweglichkeit.

Aus den USA importierte Australien Shepherds sind docked. Sie tragen eine auf 10 cm kupierte Rute. In Europa ist eine eventuelle Stummelrute (ein natural Bobtail) in der Zucht nicht gern gesehen.

Ist der Australian Shepherd sehr konzentriert, dreht er seine dreieckigen, an den Spitzen gerundeten Kippohren nach vorn oder zur Seite. Und das tut er oft, denn es liegt in seinem Wesen, die Umgebung aufmerksam zu beobachten.

Die Herkunft des Australian Shepherd

Bis circa 1950 ranken sich nur Gerüchte um die Herkunft des Australian Shepherds. So wurde gemunkelt, dass der Hund erst per Schiff aus Europa nach Australien gelangte. Von dort soll er im 19. Jahrhundert mit baskischen Schäfern und ihren Merino-Schafen („Australian Sheep“) nach Nordamerika eingewandert sein.

Eine andere Version bevorzugt die unbeaufsichtigte Kreuzung von Hunden europäischer Einwanderer mit einheimischen Hunden. Dies soll ab Mitte der 1800er Jahre in der hoch gelegenen Mitte der USA geschehen sein, in Colorado und in Idaho. Ihre Arbeitsfreude machte diese Hunde schnell zu beliebten Hütehunden. In der weiten Prärie bis in die Hochebenen der Rocky Mountains grasten auch jene „Australian Sheeps“. So mag die Tätigkeit des Schafehütens namensgebend gewesen sein. Zumindest in Idaho wurden die Hunde auch schon vereinzelt Australian Shepherd genannt.
Nach 1956 machte sich der junge Amerikaner Ernest Hartnagle aus Boulder, Colorado, auf die Suche nach „besonderen“ Hütehunden. Er war zuvor beeindruckt von dem fast unwirklichen Arbeitseifer eines „kleinen schwarzen Hundes mit Stummelrute“. Dieser trieb selbst dann noch die Herde die Berge hoch, als die für ihre Ausdauer bekannten Border Collies aufgaben. Er fand zwei „Stars“ in einem Wanderzirkus. Auch bei Juanita Ely aus Idaho wurde er fündig, die per Anzeige einen „blue Australian Shepherd“ anbot. Mit diesen faszinierenden, züchterisch anspruchsvollen Hunden startete Ernest seine Zucht. Sie wurden berühmt als LAS ROCOSA AUSSIES , der wohl weltbesten Zuchtlinie für Arbeits-, Begleit- und Wachhunde.

Andere Züchter folgten seinem Beispiel oder legten ihren Schwerpunkt auf die optische Erscheinung. So entwickelte sich der Australian Shepherd, wie er heute bekannt ist.

In den 1970er Jahren betraten attraktiv gezeichnete Australian Shepherds, lässig „Aussies“ genannt, vereinzelt auch europäischen Boden. Die Neulinge imponierten auf den ersten Blick.

Seit 1996 wird der Australian Shepherd von der FCI als Hunderasse anerkannt.

Anschaffung und Pflege eines Australian Shepherd

Nur wenn er seinen Bedürfnissen und Fähigkeiten entsprechend gehalten wird, verkommt diese schillernde Hunde-Persönlichkeit nicht zu einem traurigen Individuum. Die beste Pflege für deinen Hund ist gewissermaßen seine Auslastung. Bei seinem Arbeitseinsatz in Colorado war den Besitzern alles egal außer der Arbeitsleistung. Demgemäß ist der Hund recht pflegeleicht und „funktioniert“, solange er die Chance dazu hat. Gelegentliches Bürsten seines Felles reicht zusammen mit den üblichen Vorsorgeuntersuchungen vollkommen aus.
Seit dem anhaltenden Boom auf die Rasse treten vermehrt Allergien und Arznei-Überempfindlichkeit (MDR1-Defekt) auf. Ebenso haben die Dysplasien (HD/ED), Probleme mit Herz und Schilddrüse, Katarakt und Immunkrankheiten zugenommen. Leider kannst du hier außer genauer Beobachtung (auch vorab beim Züchter) wenig tun. Jedoch sollten diese Defekte nicht über eines hinweg täuschen: Der Australian Shepherd aus guter Zucht ist auch heute noch ein robuster und gesunder Hund.

Infografik Australian Shepherd

Infografik Australian Shepherd (Australischer Schäferhund) ... in aller Kürze: Wissenswertes und Interessantes

 

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