Kastration

Tierarzt operiert Hund

Die Kastration beim Hund wird oft und kontrovers diskutiert. Hundehalter berichten über unterschiedliche Erfahrung und auch Tierärzte haben unterschiedliche Ansichten. Auch wir können dir keine eindeutige Antwort geben, ob es besser ist, deinen Hund kastrieren zu lassen oder nicht. Eine Universallösung gibt es nicht, auch wenn manche Hundehalter die eine oder andere Antwort vehement bevorzugen.

Aber jeder Hund, seine Gesundheit, sein Wesen und Verhalten sowie seine individuelle Lebenssituation sind anders. Daher musst du alle wichtigen Punkte gegeneinander abwägen. Erst dann kannst du eine fundierte Entscheidung treffen. Wichtiger als alles andere ist also, dass du dich vor einer Kastration ausreichend informierst.

Was ist eigentlich eine Kastration?

Eine Kastration bedeutet zunächst das Entfernen der Keimdrüsen, d. h. der Hoden des Rüden bzw. der Eierstöcke der Hündin. Die Tiere sind danach nicht mehr in der Lage, Nachkommen zu erzeugen. (Ausnahme: Frisch kastrierte Rüden können dies unter Umständen noch bis zu einigen Wochen nach der Kastration, da sich noch Spermien im Samenleiter befinden können).
Im Rahmen der Kastration einer Hündin wird oft auch zusätzlich zu den Eierstöcken noch die Gebärmutter entfernt. Dies geschieht insbesondere dann, wenn es sich um eine ältere Hündin handelt.

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Was ist der Unterschied zwischen Kastration und Sterilisation?

Die Bezeichnung Sterilisation bedeutet nicht etwa die Kastration der Hündin, wie oft angenommen wird. Vielmehr ist damit ein Abbinden der Eileiter gemeint. Theoretisch ist dies reversibel, könnte also rückgängig gemacht werden.

Bei einer Sterilisation verbleiben alle Geschlechtsorgane im Körper. Eine Hündin ist daher nach wie vor für Erkrankungen wie Tumoren oder eine Gebärmutterentzündung empfänglich. Sie wird auch läufig, kann jedoch nicht tragend werden.

In Deutschland wird die Sterilisation nahezu überhaupt nicht durchgeführt.

Wie läuft die Kastration beim Hund genau ab?

Eine Kastration wird immer von einem Tierarzt und stets in Vollnarkose durchgeführt.

Sinnvoll ist es, vor dem geplanten OP-Termin neben einer Allgemeinuntersuchung auch eine Blutuntersuchung durchzuführen. So können eventuelle Erkrankungen, z. B. der Leber oder der Nieren, sowie Gerinnungsstörungen des Blutes ausgeschlossen werden. Das macht die Narkose und die Operation sicherer. Bei jungen Hunden ist diese Maßnahme empfehlenswert, bei älteren Pflicht.

Da es sich bei einer Kastration um einen planbaren Eingriff handelt, findet der Termin meist in den Morgenstunden statt.

Der Hund muss nüchtern in die Praxis oder Klinik kommen. Das heißt, er darf ab dem späten Abend des Vortages nichts mehr gefressen haben. Am Morgen der Operation sollte er dann auch kein Wasser mehr trinken. Die Narkose schaltet nämlich den Schluckreflex aus. Der Mageninhalt des Hundes könnte aus dem Magen in die Speiseröhre und von dort in die Luftröhre gelangen.

Hund unter Gasnarkose
Hund unter Gasnarkose

Nach einer kurzen Voruntersuchung wird der Hund in ebendiese Narkose gelegt. Meist darf der Besitzer dabei bleiben, was für den Hund angenehmer ist. Schläft der Hund, geht der Besitzer nach Hause oder ins Wartezimmer und der Hund kommt in den OP-Bereich. Dort wird die Injektionsnarkose durch eine Gasnarkose abgelöst. Diese ist sehr sicher und gut zu überwachen.

Während der Anästhesist sich um die Narkoseüberwachung kümmert, wird der OP-Bereich geschoren, gewaschen, nachrasiert, gründlich desinfiziert und steril abgedeckt.
Beim Rüden erfolgt nun die Entfernung der Hoden. Dazu muss der Hodensack eingeschnitten werden. Dieser verbleibt jedoch nach der Hodenentfernung am Tier. In der Regel erfolgt eine Naht des Hodensackes. Sie kann zusätzlich mit einem Sprühverband versehen werden kann.

Der Eingriff bei der Hündin ist komplizierter, denn hier muss die Bauchhöhle eröffnet werden. Der Tierarzt entfernt die Eierstöcke und bei älteren Hündinnen auch die Gebärmutter. Danach wird die Bauchdecke in mehreren Schichten genäht.

Der Hund erhält ein Schmerzmittel und meist auch ein Antibiotikum. Um eine Infektion der Wunde durch Abschlecken und ein vorzeitiges Ziehen der Fäden durch den Hund zu verhindern, muss er einen Halskragen, einen Halsring oder einen Body / Badeanzug / T-Shirt tragen. Nach 10 Tagen werden die Fäden gezogen.

Die Kosten für eine Kastration liegen in etwa im Bereich von 150 Euro beim Rüden und 300 Euro bei der Hündin.

Welche Auswirkungen hat die Kastration?

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Neben der Ausschaltung der Fortpflanzungsfähigkeit führt die Kastration beim Hund zu einem Nachlassen des Geschlechtstriebes. Vor allem jung kastrierte Rüden markieren weniger und zeigen ein weniger aggressives Verhalten. Hündinnen werden nicht mehr läufig und haben ein geringeres Risiko, an Gesäugetumoren zu erkranken. Auch eine Gebärmutterentzündung kann sich, wenn die Gebärmutter mit entfernt wurde, nicht mehr entwickeln.

Teilweise werden die Hunde etwas ruhiger; ihr Stoffwechsel verlangsamt sich. Daher setzen kastrierte Hunde eher Fett an als unkastrierte Tiere. Du musst daher gut auf die Ernährung des Hundes achten und die Rationen gegebenenfalls verkleinern.

Auch die Ausbildung eines sogenannten „Welpenfells“ (lang und weich) wird teilweise beobachtet. Vor allem bei großen Rassen kommt es gelegentlich vor, dass Hündinnen nach der Kastration inkontinent werden.

Sehr früh kastrierte Tiere können in ihrer körperlichen und geistigen Entwicklung gehemmt werden. Daher sollte man auf eine Kastration vor der ersten Läufigkeit der Hündin verzichten.
Ideal ist der Zeitraum zwischen erster und zweiter Läufigkeit, also in etwa im Alter von einem Jahr. Dann ist auch der Effekt des geringeren Risikos für Gesäugetumoren günstiger, als wenn die Hündin später kastriert wird.

Rüden sollten nicht vor dem Eintritt der Geschlechtsreife kastriert werden; hier gibt es große rassebedingte Unterschiede. Meist ist eine Kastration ab etwa 9 Monaten möglich.

Übersicht: Gründe für und gegen eine Kastration

Pro

  • Keine Fortpflanzung mehr
  • Eindämmung des Geschlechtstriebes
  • Eindämmung des Markierverhaltens
  • Teilweise weniger aggressives Verhalten
  • Schutz vor Erkrankungen wie Tumoren, insbesondere bei anfälligen Rassen

 

Contra

  • Streng genommen ist der Eingriff eine Verstümmelung des Tieres und ohne konkreten Grund auch tierschutzrechtlich kritisch zu sehen.
  • Kastrierte Hunde werden leicht dick, wenn man nicht gut auf die Ernährung achtet
  • Inkontinenz (Harnträufeln) kann, besonders bei großen Hündinnen, vorkommen
  • Teilweise Entwicklung eines „Welpenfells“
  • Möglicherweise leichte Veränderung des Charakters

 

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