Akupunktur: Helfen Nadeln auch Hunden?

Akupunkturnadeln

AkupunkturnadelnWenn der geliebte Vierbeiner leidet, hilft meist nur der Weg zum Tierarzt. Allerdings bringen viele der schulmedizinischen Medikamente unerwünschte Nebenwirkungen mit. Daher lohnt es sich, weitere mögliche Wege auszuschauen: Auch Hunde können mit der sanfteren Alternativmedizin behandelt werden. Denn nicht nur schulmedizinische Heilmittel können bewirken, dass deine Fellnase schnell wieder im Garten herumtollt. Eine Möglichkeit ist TCM, die Traditionelle Chinesische Medizin. Das bekannteste Verfahren ist Akupunktur – und wird wie andere Alternativmedizinen oft kontroversdiskutiert.

Wie funktioniert Akupunktur?

Akupunktur ist einer der Grundpfeiler der Traditionellen Chinesischen Medizin. Ihre Beliebtheit steigt seit längerer Zeit auch in Europa. Besonders Patienten mit chronischen Schmerzen, Schlaflosigkeit oder Erschöpfung nutzen sie und berichten von Erfolgen.

Hörst du Akupunktur, denkst du vermutlich gleich an lange Nadeln und das ist richtig, denn diese werden eingesetzt und oberflächlich in die Haut gesetzt. Die Heilmethode soll wie folgt wirken: Bei einer Krankheit oder Verletzung ist der Fluss der Lebensenergie (Qi) negativ beeinflusst. Dadurch kann die Energie nicht mehr in alle Bereiche des Körpers transportiert werden.

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Mit Akupunktur soll dieser ins Stocken geratene Energiefluss wieder angeregt werden. Im gesamten Körper werden Blockaden bekämpft. Die Erwärmung, welche die Nadeln im Körper von Mensch und Hund bewirken, unterstützt die Selbstheilungskräfte.

Was sagt die Wissenschaft?

Wie häufig bei alternativen Heilmethoden haben Befürworter und Gegner sehr klare Meinungen, sind geradezu militant. Aus wissenschaftlicher Sicht sind Meridiane (die Linien, durch die die Lebensenergie fließen soll) nicht nachweisbar. Allerdings gibt es wissenschaftlich solide Studien (GERAC-Studie), die bei einigen Anwendungsbereichen eine deutliche Verbesserung nach der Akupunktur feststellen. In anderen Anwendungsbereichen war die Wirkung zumindest nicht schlechter als bei einer medikamentösen Therapie.

Auch andere Studien, denen es nicht auf Sensationalismus ankommt, haben ein ähnliches Ergebnis: Es gibt keinen Grund, Akupunktur besonders zu fördern oder generell (als unwirksam) abzulehnen. In einigen Bereichen sei die Wirkung sogar vielversprechend, man brauche jedoch weitere Studien. (Zusammenfassung, englisch)

Gegner der Akupunktur greifen auch diese Studien hart an. Bei nüchterner Betrachtung scheint die Sturheit, die sie Verfechtern von Alternativmedizin vorwerfen, auch ihnen selbst vorwerfbar zu sein. Denn statt einer differenzierten Herangehensweise sagen sie in der Regel pauschal: Akupunktur wirkt nicht; Akupunktur ist nur das Hervorrufen zusätzlicher Verletzungen. Wenn überhaupt, schreiben sie Akupunktur einen wissenschaftlich nachgewiesenen Placebo-Effekt zu. Zweifelsfrei wissenschaftlich erwiesen ist, dass die Erwartung des Patienten Anteil am Erfolg einer Behandlung hat.

Andere Tierärzte und auch Humanmediziner sehen Akupunktur zunehmend differenzierter. Heilpraktikern wird oft finanzielles Interesse an unwirksamer Behandlung vorgeworfen. Dies kann man direkt umdrehen: Schulmediziner werden oft von der Pharmaindustrie gefördert. Daher haben sie ein finanzielles Interesse, weiterhin Medikamente zu verkaufen und keine Alternative aufkommen zu lassen.

Von deutschen Krankenkassen werden seit 2007 Akupunkturbehandlungen im Rahmen eines schmerztherapeutischen Gesamtkonzepts bezahlt. Auch das US-Militär finanziert bis heute Akupunkturstudien. Diese Studien haben bislang nicht geklärt, was genau im Körper passiert.

Die derzeit beste Erklärung: Meridiane sind nicht nachweisbar. Aber durch die Nadelstiche werden zweifellos bestimmte Punkte stimuliert (sei es der festgesetzte Akupunkturpunkt oder sogar ein falscher Punkt in der Nähe). Hierdurch werden im Hirn Endorphine ausgeschüttet, die Schmerzen lindern. Auch das Molekül Adenosin scheint eine wichtige Rolle zu spielen: Sein Wert steigt im Umfeld der Einstiche deutlich an.

Was dies bedeutet, ist jedoch unklar. Bisher liegen nur Studien mit einer kleinen Anzahl Patienten vor und die Ergebnisse sind teils widersprüchlich.

Wirkt Akupunktur bei Hunden?

Gehen gutwillige Gegner der Akupunktur noch von einem Placebo-Effekt beim Menschen aus, sprechen sie diesen Tieren ab. Dabei übersehen sie gerne, dass ein (übertragener) Placebo-Effekt für Hunde nachgewiesen wurde. Um diesen Effekt geht es hier aber nicht einmal.

Denn auch wenn die Wissenschaft etwas nicht ganz versteht, ist es da. Und es gibt viele Berichte über die Wirksamkeit der Akupunktur, auch bei Tieren. Zwar könnte man diese als Anekdoten ignorieren, aber dann bliebe die Frage, weshalb Hunde, die zuvor deutliche Schmerzen hatten, nach einer Akupunktur-Behandlung plötzlich wieder vital und schmerzfrei agierten. Nur der Placebo-Effekt? Auch im Hinblick auf erwähnte Studien scheint wahrscheinlicher: Ja, bei manchen Beschwerden wirkt Akupunktur auch bei Tieren.

Zweifellos bliebt: Ein Hund versteht nicht, warum das liebe Herrchen oder Frauchen ihn mit einem Mal mit Nadeln pieksen lässt. Akupunktur sollte nur durchführen, wer darin geschult ist. Halte Ausschau nach einer Praxis für Tiernaturheilkunde oder nach einem Tierheilpraktiker. Zunehmend bieten auch schulmedizinische Tierärzte diese Zusatzleistung an.

Wie erträgt mein Hund Akupunktur?

Wird mein Hund nicht zusammenzucken? Wird er nicht Schmerzen haben und sich wehren? Verderbe ich mir nicht mein gutes Verhältnis mit ihm? Nein: Akupunktur ist schmerzfrei – und hat auch keine anderen Nebenwirkungen. Statt Nadeln geht es inzwischen sogar mit Lasern. Eine weitere Alternative ist Akupressur: Hier übt der Behandelnde nur stumpfen Druck auf die betroffenen Stellen aus.

Hat dein Vierbeiner gemerkt, dass die Nadeln ihm nicht wehtun, erträgt er die Behandlung ohne Zwischenfälle. Es gilt das Gleiche wie bei der Vorbereitung auf den Tierarzt. Sorge dafür, dass dein Hund entspannt ist! Merkt er dann auch noch, dass es ihm nach der Behandlung bessergeht, wird er auch dies in Erinnerung behalten.

Wann hilft Akupunktur?

Akupunktur hilft vor allem bei Schmerzen und bei Entzündungen. Gerade bei Arthrose wurde eine mehrere Wochen anhaltende Verbesserung beobachtet (Zusammenfassung der Studie). Auch bei der bei Hunden so verbreiteten Hüftdysplasie kann Akupunktur lindernd helfen. Stimulierend wirkt sie ebenfalls auf einige Wachstumsfaktoren und fördert dadurch die Regeneration von Zellen, Sehnen und Gelenken.

Sinnvoll ist, wenn du dich vor dem Einsatz von Akupunktur mit einem Tierarzt berätst, der für Alternativmedizin offen ist. Mit dem entsprechenden Wissen kann er entscheiden, ob Akupunktur für deinen Hund sinnvoll ist oder eine andere Therapie mehr Erfolg verspricht.

Wann ist Akupunktur schädlich?

Sowohl prinzipielle Gegner als auch Befürworter sind sich bei einigen Indikatoren einig, dass Akupunktur in manchen Fällen nicht sinnvoll ist: Akupunktur hilft nicht bei Krebs, Schlaganfall oder multipler Sklerose. Hier könnte sie die Krankheit sogar verschlimmern: Die eigentlich positive Stimulation stimuliert die Krankheit.

Was kostet Akupunktur für Hunde?

Die Preise für Akupunktur sind individuell. Sie können um die 50 Euro pro Sitzung betragen. Das klingt zunächst nach viel, kann sich aber als die günstigere Variante herausstellen. Denn im besten Fall kannst du langfristig teure Medikamente einsparen.

Akupunktur ist eine Therapie mit in einigen Bereichen nachgewiesenen Effekten. Beachte jedoch: Nicht immer ist sie hilfreich, in einigen Fällen sogar schädlich. Lasse deinen Hund daher zunächst schulmedizinisch untersuchen und entscheide dich dann für eine sinnvolle Therapie.

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