Welpentraining: Wann ist es zu viel?

Welpe sitzt auf Bett - schon wieder müde!

Die Erziehung deines Welpen oder das Welpentraining beginnt früh nach der Geburt. Ziel ist es, die beste Lernphase zu nutzen, um deinem Hund das Wichtigste für sein weiteres Leben beizubringen: Grundkommandos, Stubenreinheit, grundsätzliche Verhaltensweisen. Ein durchaus strammes Programm – erst recht, wenn man sich anschaut, was für aufregende Entwicklungsphasen Welpen durchlaufen! Wie viel darfst du deinem Welpen zumuten?

Begrenzte Aufmerksamkeit

Wie Menschenkinder haben auch Welpen eine kurze Aufmerksamkeitsspanne. Alles, was darüber hinausgeht, bringt dir nichts mehr. Zumindest nichts Positives, höchstens Frust. Wurdest du einmal zum Zeichnen gezwungen, zum Schönschreiben oder zum Handwerken? Wenn es einfach nicht klappen will, hast du irgendwann keine Lust mehr.

Ähnlich ist es mit deinem Welpen. Er kann dir zwar nicht sagen, dass er keine Lust mehr hat, aber er zeigt es dennoch deutlich. Eine feste Zeit gibt es nicht: Jede Rasse und auch jeder individuelle Hund hat eine unterschiedliche Aufmerksamkeitsspanne.

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Als sinnvoll hat es sich erwiesen, nicht eine große Lerneinheit einzuplanen, sondern lieber viele kleine. Und dabei meinen wir wirklich kleine: Ganz zu Beginn solltest du nicht länger als 1 Minute mit deinem Welpen üben!

Warnzeichen: Unaufmerksamkeit, Ungehorsam und Müdigkeit

Hat dein Welpe genug, signalisiert er dir das deutlich. Achte auf Anzeichen dafür, dass seine Aufmerksamkeit nachlässt oder er sich anderweitig orientiert. Typische Zeichen für nachlassende Aufmerksamkeit sind:

  • Leichte Ablenkbarkeit
  • Reaktion auf zuvor uninteressante Geräusche und Eindrücke
  • Müdigkeit
  • Verzögertes, langsames Reagieren

Vieles erkennst du leicht an der Körperhaltung des Welpen. Sehr junge Hunde ziehen sich von Zeit zu Zeit von allein zurück und begeben sich in Schlafposition. In den ersten drei Lebensmonaten solltest du ihm das auch gönnen! Denn der Welpe weiß, wann das Training für eine Pause unterbrochen werden muss. Seine Aufnahmekapazität ist erreicht. Machst du ihn mit ungewohnten Situationen (z. B. Besuch im Restaurant oder bei Freunden) vertraut, zeigt ein „Akzeptanzschlaf“ zudem, dass der Hund das Umfeld als normal akzeptiert hat. Er legt sich ohne Angst (schutzlos) schlafen – er ist sicher, dass keine Gefahr droht.

Ab ca. drei Monaten braucht der Welpe weniger Schlafpausen. Er zeigt mangelnde Konzentration jetzt dadurch, dass er nach einiger Zeit nur noch unmotiviert gehorcht oder deinen Kommandos gar nicht mehr folgt.

Ungehorsam, Unverständnis oder Pausenbedarf?

Etwas schwerer, als diese Signale wahrzunehmen, ist, sie richtig zu interpretieren. Will dein Hund nicht? Versteht er dich nicht? Oder braucht er eine Pause? Diese unterschiedlichen Situationen musst du klar unterscheiden.

Hat dein Hund eine Übung schon mehrere Male gut erledigt und macht dann nicht mehr mit, hat er wahrscheinlich genug. Es hat funktioniert, aber eine Pause bitte! Gönne sie deinem Hund – und dir selbst ebenfalls. Übt noch ein letztes Mal und bringt die Übung zu einem positiven Abschluss.

Geschieht dies jedoch gleich am Anfang der Trainingseinheit, könnte Unverständnis die Ursache sein. Mache deinem Hund klar, was du von ihm willst! Habe dabei nicht unbedingt das große Endziel vor Augen, sondern arbeite in kleinen Schritten auf dieses Ziel hin: Nicht gleich das Sitzenbleiben lernen, erst einmal das Hinsetzen! Achte immer auf eine eindeutige, klare Kommunikation und sei konsequent: Sie erleichtet deinem Welpen das Lernen.

Viele kleine Lerneinheiten

Statt einer großen Übungsstunde sind viele kleine Lerneinheiten effektiver. Die genaue Länge ergibt sich erneut aus der Aufmerksamkeitsspanne deines Hundes. Überlege dir am besten, wann du Zeit hast. Achte auch auf deinen Hund und nutze sein Interesse: Kommt er erwartungsvoll auf dich zu und will etwas mit dir tun, dann tu auch etwas mit ihm! Mit der richtigen Form der Belohnung freut sich dein Hund noch mehr über die Beschäftigung, bei der er spielend lernen kann.

Zuvor sagten wir bereits, dass du zu Beginn nur etwa eine Minute mit deinem Welpen üben solltest. Wenn er älter wird, kannst du diese Zeit gleichfalls erweitern. Durch die Beobachtung hast du ein gutes Gefühl dafür, wann er nicht mehr kann. Sitz, Platz, Aus und weitere Grundbefehle solltest du phasenweise trainieren. Diese Phasen dürfen sich mehrmals täglich wiederholen, sollten nur am Stück aber nicht zu lange dauern. Wie lang die Pausen zwischen den einzelnen Einheiten sein sollten, signalisiert dir dein Welpe selbst. Er sollte motiviert wirken, wenn ihr wieder loslegt.

Eine Sonderrolle nimmt die Erziehung zur Stubenreinheit ein. Welpen können schon früh dazu erzogen werden, sich zu melden, wenn sie rausmüssen, oder in einen angeschlossenen Garten an die richtige Stelle zu gehen. Dieses Training darf jedes Mal stattfinden, wenn der Welpe sich meldet. Denn es ist ganz einfach: Du lobst ihn dafür, dass er sich meldet. Dazu lässt du ihn natürlich nach draußen gehen und gibst ihm immer die Gelegenheit, sein Geschäft zu verrichten. Das darf er so oft machen, wie notwendig.

Mit einem Erfolg abschließen

Ganz zu Beginn sollte das Welpentraining dann enden, wenn der Welpe es richtig gemacht hat. Lobe ihn und entlasse ihn aus dem Training. Einige Stunden später kannst du erneut eine Übungseinheit durchführen, dieses Mal vielleicht mit einem anderen Befehl für mehr Abwechslung.

Beherrscht dein Welpe einen Befehl bereits gut und sicher, kannst du an die erfolgreiche Durchführung gleich einen zweiten, weniger sichereren Befehl anhängen. Er hat schon eine positive Erfahrung gemacht und ist entsprechend motiviert. Das hilft dabei, einen weiteren Erfolg zu erringen. Wirkt er hingegen missmutig, sollte das Welpentraining an der nächsten passenden Stelle beendet werden, denn er braucht eine Pause.

Diese passende Stelle ist, wie gesagt, ein Erfolg in der Übung. Denn damit behält dein Welpe das Getane in positiver Erinnerung – und ist beim nächsten Mal wieder freudig dabei.

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