Welpensozialisierung – Wo, Wann und Wie?

Welpen im Park: Spielerische Sozialisierung

Die Welpensozialisierung beeinflusst maßgeblich, wie sich dein Hund in seinem weiteren Leben in verschiedenen Situationen verhält. Nimm dir daher ausreichend Zeit! Einmal Versäumtes ist zwar nicht auf ewig vertan, lässt sich aber nur schwer nachholen. Damit es deinem Hund leicht fällt, sich in die Welt der Menschen einzufügen, solltest du für Training und Unternehmungen den richtigen Zeitpunkt wählen. Was er alles lernen soll, erfährst du in unserem Artikel zur Sozialisierungsphase. Im Folgenden geht es vor allem um die unterschiedlichen Möglichkeiten, deinen Hund gesellschaftsfähig zu machen.

Warum überhaupt Welpensozialisierung?

Während seiner Entwicklung durchläuft dein Welpe verschiedene Phasen. Nach der Geburt ist er zunächst hilflos und lernt dann viel über seine Mutter und seine Geschwister. Ab dem Alter von 8 Wochen kann der Welpe bei dir einziehen. Er wird sich in der ersten Zeit ausschließlich an dir orientieren. Das ist gut und richtig: Er lernt, dass ihr fortan ein Team bildet – und wie er sich zu verhalten hat.

Aber einfach mit dem Zusammenleben von dir und deinem Hund ist es nicht getan. Auch außerhalb der Wohnung gibt es viel zu unternehmen und zu entdecken! Daher ist es wichtig, dass du deinen Welpen bereits nach einigen Tagen ersten Umweltreizen aussetzt. Mit 8 bis 12 Wochen ist ein Welpe besonders aufnahmebereit. Er verarbeitet die Reize gut und kann gelassen mit neuen Situationen und Informationen umgehen. Lernt dein Hund jetzt alles kennen, reagiert er in verschiedenen Situationen souveräner als ein unsicherer oder gereizter Vierbeiner.

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Schlecht oder gar nicht sozialisierte Hunde sind hingegen ein konstantes Problem. Dadurch, dass sie wenig Kontakt zu anderen Menschen und Tiere hatte oder aber schlechte Erfahrungen machen mussten, sind solche Hunde oft unsicher. Dies macht nicht nur ihnen selbst das Leben schwer, es kann auch zu gefährlichem Verhalten führen, auf das die Hunde in der Überforderung oder durch falsche Erfahrungen zurückgreifen.

In der Regel sind es diese Hunde, die Tiere und Menschen verletzen und somit negative Schlagzeilen für alle Hunde machen. Doch das ist natürlich der Extremfall. Fehlende oder falsche Sozialisation kann auch zu einem ängstlichen, unsicheren Charakter des Hundes führen und ihm dauerhaft Schwierigkeiten bereiten. Daher: Lege großen Wert auf die Welpensozialisation. Du hast dein ganzes Leben etwas davon – ebenso dein Hund.

Welpensozialisierung: Wo?

Wo solltest du deinen Welpen sozialisieren? Überall! Das ist ganz ernst und ganz wörtlich gemeint: Nimm deinen Welpen überall dort hin mit, wo seine Anwesenheit erlaubt ist. Fahre mit ihm Auto, Bus und Bahn, geh mit ihm in Geschäfte, in Parks und zu Freunden. Lass ihm beim Spaziergang ausreichend Zeit zum Schnuppern und Spielen und achte darauf, dass er sich wohlfühlt. Die neuen Erfahrungen sollen positiv oder neutral für ihn sein, damit er nichts Schlimmes mit Orten oder Situationen verknüpft.

Gewöhne ihn auch an Artgenossen. Gestalte die ersten Zusammentreffen ausschließlich mit gut sozialisierten Hunden. Dann kannst du gewiss sein, dass diese untereinander erfolgreich kommunizieren.

Es gibt jedoch auch gut sozialisierte Hunde, die sich von Welpen gestört oder genervt fühlen: Welpen sind oft quirlig, kontaktfreudig und distanzlos. Da kann dann schonmal eine kleine Zurechtweisung durch ältere Hunde erfolgen, die sich nicht auf der Nase herumtanzen lassen wollen ;). Aggressives Verhalten ist Teil der „Hundesprache“. Diese Erfahrung muss jeder Welpe machen, denn die Sozialisierung beinhaltet auch, Grenzen anderer Hunde kennenzulernen und einzuhalten. Dennoch hat der Mensch immer die Verantwortung und muss ggf. einschreiten. „Das machen die schon unter sich aus!“ ist eine trügerische Sicherheit und eine veraltete Hundeweisheit. Zwar regeln Hunde viel unter sich, dennoch können Situationen kippen. Hast du Bedenken, die Sozialisierung mit völlig fremden Hunden im Park geschehen zu lassen, ist eine Welpenspielgruppe in der Hundeschule eine Option.

Welpenspielgruppen

Welpengruppen werden von vielen Hundeschulen angeboten. Dort treffen Hunde (und Hundehalter) ähnlichen Alters zusammen. Im Zentrum steht hier nicht das Erlernen von Kommandos oder gar Tricks, sondern einfach das gemeinsame Herumtollen – wie eine Krabbelgruppe für Babies ;).

Während dieses freien Spielens macht dein Hund wertvolle Erfahrungen, die ihm sein ganzes Leben lang nutzen. Diese Erfahrungen kannst du als Mensch ihm nicht ersetzen. Schließlich ist es auch wichtig, dass dein Welpe Selbstbewusstsein entwickelt, eigene Erfahrungen machet und mal ganz Hundekind sein kann.

Bemühe dich darum, eine Welpengruppe mit gutem Ruf zu finden! Eine kompetente Trainerin gibt dir zudem auch Anregungen an die Hand, wie du deinen Hund weiter erziehen kannst. Beschränke dich auch nicht auf die Welpengruppe, sondern suche auch Hundekontakte an anderen Orten. Denn sonst wird dein Hund nur auf dem Hundeplatz ein souveräner Hund sein. (Mehr zur Hundeschule für Welpen)

Welpensozialisierung: Wann?

Die Sozialisierung deines Welpen sollte so früh wie möglich beginnen. Gib ihm ein paar Tage, sich bei dir einzugewöhnen. Aber überschätze seinen Bedarf nach Schutz nicht, sondern lass ihn die Welt entdecken.

Es gibt keine festen Tageszeiten. Dein Hund wird von sich aus zeigen, wann es ihm zu viel wird, und sich in seine Schlafecke verziehen.

Wie viel Schlaf Welpen und ausgewachsenen Hunde brauchen, erfährst du im Artikel „Weißt du, wie viel Schlaf Hunde wirklich brauchen?„.

Dein Hund wird dir zeigen, wenn er etwas erleben will. Diese Zeitpunkte solltest du nutzen, denn sie sind kurz: Eine Minute beträgt die Aufmerksamkeitsspanne eines jungen Welpen, oft noch weniger.

Die Konsequenz daraus ist, dass du gar keine langen Spaziergänge oder Hunde-Spieleinheiten einplanen kannst. Du arbeitest vielmehr mit deinem Hund, wenn dieser dafür bereit ist – in häufigen, kleinen Einheiten über den Tag verteilt.

Welpensozialisation: Wie?

Du arbeitest mit deinem Hund? Nein, eigentlich war das das falsche Wort! Du spielst vielmehr mit deinem Hund, denn spielerisch lernt er am leichtesten und am schnellsten. Auch für dich ist es angenehmer, wenn du die Sozialisierung als gemeinsames Spiel begreifst.

Eine erfolgreiche Sozialisation ermöglichst du, indem du für wechselnde Gegenüber (ganz gleich, ob Mensch oder Hund) und verschiedene Situationen sorgst. Achte darauf, dass die Situationen und Begegnungen positiv sind oder enden. Natürlich kann es mal eine kleine Rauferei zwischen Hunden geben, das ist sogar notwendig! Wichtig ist, nach Möglichkeit dafür zu sorgen, in einem positiven Moment die Situation, das Training oder das Spiel zu beenden – ganz gleich ob Spiele, neue Umgebungen oder Kontakte.

Und vertraue auch deinem Hund, lass ihn ausprobieren. Lobe ihn, wenn er sich richtig verhält. Und weise ihn darauf hin, wenn er etwas falsch macht. Achte in jeder Situation darauf, dass du ruhig und gelassen reagierst, denn Unsicherheit überträgt sich schnell von dir auf deinen Hund. Und ganz wichtig: Gutes Verhalten immer belohnen. Allerdings ist jede gute Erfahrung, die dein Welpe macht, auch schon eine Belohnung und wird sein Verhalten prägen und festigen.

Mit unangenehmen Situationen umgehen

Trotz aller Übung ist es möglich, dass du in ungewohnte und unangenehme Situationen gerätst. Das ist sicher nicht schön, kann aber eine wertvolle Erfahrung sein. Sorge dafür, dass es die richtige ist!

Nehmen wir ein Beispiel: Euch kommt ein aggressiver, unangeleinter Hund entgegen. Dessen Besitzer kümmert euer Erscheinen wenig. Bewahre Ruhe und fordere ihn im sachlichen Ton auf, den Hund an die Leine zu nehmen. Keinesfalls darfst du deinen Hund in Panik auf den Arm nehmen. Das wäre eine schlechte Lektion in der Sozialisierungsstunde: Dein Welpe nimmt deine Angst wahr und assoziiert diese Situation in Zukunft mit Gefahr. Bleibst du hingegen ruhig und souverän, bleibt auch dein Hund in diesen Situationen ruhig.

Konzentriere dich beim Spaziergang auf deinen Hund und die Umwelt. Bedrohliche Situationen nimmst du dann frühzeitig wahr und kannst richtig reagieren oder deinen Hund korrigieren. Ein gutes Sozialisierungstraining schult nicht nur deinen Hund, sondern auch eurer beider Wahrnehmung!

Haben sich zwei Hunde “angezickt” oder miteinander gerangelt, sorge für Ausgleich: Kehre negative Situation wenn es sein muss durch Ablenkung, ein Spiel oder einen kurzen gemeinsamen Spaziergang um, der die Anspannung nimmt. So könnt ihr das Erlebnis mit einem positiven oder neutralen Moment abschließen.

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