Zerrspielzeug: Besser das Seil als die Vorhänge, oder?

Ein Seil mit Knoten kann als Zerrspielzeug dienen, wie im Maul dieses Hundes.

Der Zoohandel und Hundefachmarkt ist voll mit Zerrspielsachen: Das Kauseil, das Zerrseil und Gummiringe zum Reinbeißen sind die beliebtesten. Mancher Hund setzt gerne seine Kiefer ein.

Was ist der Zweck dieser Spielzeugart?

Offensichtlich ist Zerrspielzeug dazu da, den Hund daran zerren zu lassen. Er nimmt den Gegenstand ins Maul und reißt daran – Herrchen oder Frauchen ziehen an der anderen Seite; manchmal auch ein anderer Hund. In mehreren Situationen macht Zerrspielzeug Sinn:

  • Du kannst deinen Hund trainieren, die Dinge auf Kommando wieder herzugeben.
  • Bei manchen Hunden kann ein „Sieg“ das Selbstbewusstsein steigern.
  • Zerrspielzeug lässt den Hund an etwas zerren und beißen, das auch dazu gedacht ist!

Der letzte Punkt zeigt dann auch schon ein Problem: Du musst deinem Hund beibringen, dass er zwar an seinem Spielzeug zerren darf, aber nur an diesem und nicht wahllos an allem anderen.

Wünschst du dir endlich entspannte Spaziergänge mit deinem Hund? In unserer kostenlosen 3-teiligen Videoserie verrät dir unser Haupthundetrainer Jörg Ziemer die 3 größten Geheimnisse für die perfekte Leinenführigkeit, die du sofort umsetzen kannst. Erfahre jetzt mehr! Jetzt starten

Für welche Hunde ist Zerrspielzeug geeignet?

Im Prinzip eignet sich Zerrspielzeug für jedes Hunde-Temperament. Du kannst mit deinem Hund toben und ihm so eine aktive und spannende Beschäftigung bieten, denn genau das brauchen Hunde. Ist dein Hund ein echter Rabauke, wird er sich gern auf das Kräftemessen mit dir einlassen.

Zerrspiele eignen sich aber auch für Hunde, die kein ausgeprägtes Selbstbewusstsein haben. Im Gewinnen eines Zerrspiels gegen den Menschen verschafft sich der Hund ein Erfolgserlebnis, denn auch das ist eine Form der Belohnung und Bestätigung.

Ebenfalls geeignet ist Zerrspielzeug für sehr ruhige Hunde. Hast du eine Couch Potatoe, die du aktivieren willst, versuche es einmal mit einem Zerrspiel! Viele Hunde beißen zu, wollen dann auch nicht mehr loslassen und bekommen auf diese Art Bewegung.

Wann sollte ich kein Zerrspielzeug einsetzen?

Insgesamt solltest du mit Zerrspielzeug vorsichtig sein, denn es birgt einige Gefahren. Fällt dir spontan eine Situation ein, in der du willst, dass dein Hund an etwas zerrt? Na gut, am Spielzeug … noch eine andere? Wahrscheinlich nicht.

Mit Zerrspielzeug trainierst du deinen Hund aufs Zerren. Passt du nicht auf, beschränkt er sein Verhalten nicht auf das Spielzeug, sondern zerrt auch an anderen Gegenständen. Vielleicht zieht er an der Puppe eines Kindes und verschluckt kleinere Teile – im schlimmsten Fall endet dies in einer Notoperation. Vielleicht sind es aber auch „nur“ die Vorhänge, die mit der Windbewegung lockten und ganz offensichtlich zum Zerrspiel einluden …

Ist dein Hund schon von sich aus aktiv und macht eher zu viel als zu wenig, solltest du ihn lieber auf andere Art auslasten, denn mit Zerrspielzeug steigerst du seine Erregung nur weiter. Ihm zu vermitteln, dass er nur an diesem Ring oder Seil ziehen darf (und nur, wenn du das andere Ende hältst), ist schwer. Im schlimmsten Fall wird er zum Zerrjunkie und versucht, seine neue Leidenschaft an allem einzusetzen.

Tipps & Tricks: Zerrspielzeug richtig einsetzen

Willst du Zerrspielzeug nutzen, achte vor allem darauf, deinen Hund nicht langfristig zum Zerrjunkie zu erziehen. Das ist unsozial und bringt auch andere Probleme: Dein Hund wird ohne etwas zum Zerren nicht mehr glücklich. Am einfachsten gelingt dir dies, indem du ein soziales Element in das Spiel einbaust.

Was heißt das? Das heißt, es soll nicht einfach ums Beißen und Zerren gehen. Der Kauring oder das Beißtau sind nur das Mittel zum Zweck. Eigentliches Ziel ist die Kommunikation mit dir: Übe den Abbruch auf Kommando. Sorge dafür, dass dein Hund das Zerren als gemeinsames Spiel begreift: Es geht nicht darum, dir das Seil zu entreißen. Vielleicht geht es darum, dass ihr beide gleichmäßig zieht, womöglich in verschiedene Richtungen. Dein Hund muss dann deinen Zug ausgleichen und lernt dabei, seine Kräfte zu dosieren – insbesondere, wenn er auch mit anderen Menschen spielt.

Legst du die Übung so an, steht nicht das Spielzeug oder das Zerren im Vordergrund, sondern du! Auch andere Elemente kannst du zum Zerren hinzunehmen. Wichtig ist, dass dein Hund nicht mit purer Gewalt zum Ziel kommt, sondern deine Handlungen beachtet. Natürlich kann es auch mal darum gehen, wer das Seil zum Schluss hat – und darum, dass dein Hund es auch brav zurückgibt. Denn Spielen stärkt auch die soziale Bindung, nicht nur bei Hund und Mensch, sondern auch in wilden Rudeln.

Fährt dein Hund auf bestimmte Spielsachen ab, kannst du sie (oder besser: ein Spiel mit ihnen!) auch als Belohnung einsetzen.

Worauf sollte ich bei Zerrspielzeuge achten?

Egal ob Seil, Ring oder eine andere Variante: Wichtig ist Stabilität. Wie viel ein Zerrspielzeug aushalten muss, hängt natürlich von deinem Hund ab. Je größer und kräftiger er ist, desto größere Belastung muss auch das Spielzeug vertragen. Kleine Teile dürfen nicht abbrechen oder herausreißen, sonst verschluckt dein Hund sie möglicherweise. Der Klassiker ist das Baumwolltau. In verschiedenen Stärken pflegt es beim Kauen gleichzeitig die Zähne deines Hundes.

Achte auch auf Sicherheit. Weder du noch dein Hund solltet euch am Spielzeug verletzen können. Scharfe Kanten oder Hubbel bei Ringen aus Gummi verursachen schnell Kratzer. Bei Seilen solltest du auf deiner Seite einen guten Griff haben und auch dein Hund sollte mit dem Maul fest zupacken können. Manche Hersteller werben mit speziellen Bisszonen an ihrem Produkt. Oft ergeben sich diese aber von selbst. Für den Menschen sind meist Halteschlaufen vorhanden.

Einige Zerrspielzeuge erlauben auch einen anderen Einsatz. Bälle an einem Seil kannst du auch als Apportierspielzeug einsetzen. Mach dir daher schon zuvor Gedanken, wie du mit deinem Hund spielen möchtest.

Lass dich von all den Warnungen nicht verunsichern: Im richtigen Maß eingesetzt ist ein Zerrspielzeug eine tolle Sache und macht manchen faulen Hund fit. Sorge nur rechtzeitig dafür, dass dem Hund nicht das Zerren wichtig wird, sondern das Spiel mit dir.

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte gib deinen Name an