Was ist Mantrailing?

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Mit dem Begriff wird eine Methode beschrieben, um mithilfe von Hunden vermisste Personen aufzufinden. Die Methode stammt ursprünglich aus den USA und fußt auf der Fähigkeit von Hunden, einer aufgenommenen Duftspur über mehrere Kilometer hinweg zu folgen. Mittlerweile nutzen Polizeien und Rettungsdienste in vielen Ländern die Methode zum Auffinden von vermissten Personen. So kommen Mantrailer zum Beispiel bei der Suche nach vermissten Kindern oder Personen, die sich vermutlich in einem Schockzustand befinden, zum Einsatz. Außerdem hat sich daraus in den vergangenen Jahren eine sehr beliebte Hundesportart entwickelt.

Das Trailing ist nicht mit einer Fährtensuche oder der Arbeit von Rettungshunden zu verwechseln. Bei dieser Methode orientieren sich die Hunde nicht an Spuren im Boden. Vielmehr geht es darum, den Individualgeruch von Menschen zu verfolgen. Fährtenhunde können ausschließlich auf natürlichen Untergründen eingesetzt werden. Dagegen können Mantrailer auch in bebauter Umgebung und innerhalb von Gebäuden zum Einsatz kommen. Hunde, die zum Mantrailer ausgebildet werden, müssen also lernen, verschiedene Gerüche voneinander zu differenzieren. Je nach Wetter- und Windverhältnissen kann sich die Geruchsspur recht weit weg von der Trittspur befinden.

Die Geschichte des Mantrailings

In den letzten Jahren erlebt das Trailing einen regelrechten Boom. Die Hundesportart kann auf eine durchaus lange Geschichte zurückblicken. Auch in Deutschland gibt es schon seit mehr als 100 Jahren Hunde im Polizeidienst, die anhand des Individualgeruchs Menschen auffinden. Den beiden Deutschen Doggen Cäsar und Harras gelang es im Jahr 1904, einen Sexualstraftäter anhand seines Individualgeruchs ausfindig zu machen. In den folgenden Jahren geriet das Trailing dann jedoch etwas in Vergessenheit. Der Grund dafür lag vor allem in aufkommender Kritik am Geruchssinn des Hundes. Insbesondere wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts angezweifelt, dass Hunde eine Geruchsdifferenzierung leisten können. Heute kann mithilfe von wissenschaftlichen Studien jedoch eindeutig belegt werden, dass Hunde zu einer Differenzierung verschiedener Gerüche fähig sind. So können Hunde den Geruch von Menschen und anderen Tieren unterscheiden. Außerdem sind sie in der Lage, zwischen frischen und älteren Geruchsspuren zu differenzieren.

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Wie funktioniert Mantrailing?

Jeder Mensch besitzt einen ganz individuellen Geruch. Dieser setzt sich vor allem aus der Atemluft und den Ausdünstungen des Körpers zusammen. Außerdem haben auch die circa 40.000 Hautzellen, die der Mensch in jeder Minute verliert, einen Einfluss auf den Geruch. Auf jeder Hautzelle sitzen Bakterien aus der Hautflora des Menschen, die einen unverwechselbaren Geruch besitzen. Wenn sich Menschen fortbewegen, sind die ständig von einer Wolke aus alten Hautzellen umgeben.

Hund läuft über Wiese beim TrainingDer Individualgeruch eines Menschen lässt sich mit dem menschlichen Fingerabdruck vergleichen. Hunde können darauf geschult werden, dem Duftcocktail eines Menschen zu folgen.

Der besondere Geruchssinn von Hunden

Beim Trailing wird der hervorragende Geruchssinn von Hunden genutzt. Hunde verfügen über einen besonders feinen Geruchssinn. Diesen haben die Tiere einer hohen Zahl an Riechzellen zu verdanken. Die genaue Anzahl an vorhandenen Riechzellen richtet sich nach der Länge der Schnauze. Je länger die Schnauze des Hundes ist, desto ausgeprägter ist auch sein Geruchssinn. So verfügen Dackel über circa 125 Millionen und Schäferhunde über etwa 220 Millionen Riechzellen. Beim Bloodhound, der für seinen herausragenden Geruchssinn bekannt ist, liegt die Anzahl an Riechzellen sogar in einem Bereich von 300 Millionen.

Beim Menschen gibt es dagegen nur etwa fünf Millionen solcher Zellen. Der Mensch ist dem Hund in dieser Hinsicht also deutlich unterlegen. Menschen nehmen bestimmte Gerüche, die Hunde problemlos zuordnen können, gar nicht wahr. Die Hundenase hat nicht nur besonders viele Riechzellen. Gleichzeitig sind diese auch sehr spezialisiert. Jede Riechzelle eines Hundes verfügt über Rezeptoren, an die sich nur ganz bestimmte Geruchsmoleküle setzen können. Dadurch können Hunde über 10.000 verschiedene Geruchsverbindungen voneinander unterscheiden.
Hunde zeichnen sich allerdings nicht nur durch eine sehr hohe Anzahl von Riechzellen aus. Gleichzeitig ist auch das Riechhirn des Hundes besonders ausgeprägt. Die Region, die alle Geruchsinformationen verarbeitet, macht bei Hunden circa 10 Prozent des gesamten Gehirns aus.

Hunde sind sogar in der Lage, räumlich zu riechen. Die Tiere verarbeiten die Duftsignale, die sie durch ihre beiden Nasenlöcher aufnehmen, getrennt voneinander. Das „Stereoriechen“ ist für das Trailing von großer Bedeutung. So können Hunde eine neuere von einer älteren Duftspur unterscheiden.

Was eignet sich als Geruchsartikel?

ZUm eine Duftspur aufnehmen zu können, benötigen Hunde zunächst eine Geruchsprobe. Als Geruchsprobe werden häufig Kleidungsstücke wie T-Shirts und Socken oder Taschentücher benutzt. Wichtig ist, dass die Person, die vom Hund aufgespürt werden soll, zuvor direkt mit dem Gegenstand in Kontakt gekommen ist. Zu Beginn eines Trails wird dem Hund der Geruchsgegenstand gezeigt. Nun kann der Hund die Duftspur aufnehmen. Dieser Spur soll das Tier so lange folgen, bis es bei der gesuchten Person angekommen ist.

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Die Wahl von geeigneten Geruchsartikeln ist extrem wichtig für einen erfolgreichen Trail. Wird ein schlechter Geruchsartikel gewählt, folgt dein Hund möglicherweise über viele Kilometer einer falschen Spur.

Wie können Hunde das Mantrailing erlernen?

Hunde, die zu Mantrailern ausgebildet werden sollen, müssen zunächst erlernen, sich auf eine bestimmte Aufgabe zu fokussieren. Wichtig ist, dass der Hund gegenüber anderen Umgebungsreizen desensibilisiert wird.

Im nächsten Schritt wird dem Hund dann beigebracht, sich auf den individuellen Duft von Menschen zu konzentrieren und die Spur kontinuierlich zu verfolgen.
Jeder Hund verfügt über die Fähigkeit, Duftspuren verfolgen zu können. Dementsprechend kann auch jeder Hund lernen, Menschen über deren Individualgeruch aufzuspüren. Von Natur aus fokussieren sich Hunde vor allem auf Geruchsspuren, die andere Tiere hinterlassen. Damit ein Hund zum Mantrailer werden kann, muss bei ihm zunächst ein Interesse für den Geruch von Menschen geweckt werden. Dies funktioniert am besten über kurze und einfache Trails. Bei den ersten Trails sollte sich die Person, die anschließend gesucht werden soll, vom Hund verabschieden. Anschließend entfernt sich die Person dann vor den Augen des Hundes und sucht ein Versteck auf. Gelingt es dem Hund, die Person aufzuspüren, so wird das Tier gelobt und belohnt.
Damit Hunde Menschen anhand des Individualgeruchs aufspüren können, müssen aber nicht nur die Tiere selber gut trainiert werden. Darüber hinaus ist es auch für den Hundebesitzer wichtig, den richtigen Umgang mit dem Mantrailer zu erlernen. Es ist notwendig, den Hund sehr genau lesen zu können. Ein Eingreifen zum falschen Zeitpunkt kann fatal sein und einen erfolgreichen Trail verhindern. Der Hund kann das Gefühl vermittelt bekommen, er habe einen Fehler gemacht. Anschließend wird er sich dann nicht mehr auf seinen Geruchssinn verlassen.

Start und Anzeige

Bei einem Mantrail sind der Start und das Anzeigen der gesuchten Person von besonderer Bedeutung. Sowohl für den Start als auch für das Anzeigen sollten eindeutige Signale in der Kommunikation zwischen Hund und Mensch aufgebaut werden. Die Signale kann sich der Hundebesitzer grundsätzlich selbst aussuchen. Sehr wichtig ist nur, dass diese sich deutlich von im Alltag verwendeten Signalen unterscheiden.

Das Ende eines Mantrails gilt als besonders schwierig, weil Hunde hier oftmals plötzlich Unsicherheit zeigen. Dies liegt vor allem daran, dass der gesuchte Mensch an seinem Versteck weiterhin Duftmoleküle absondert. Auch für die Anzeige des gesuchten Menschen sollte dem Hund ein eindeutiges Signal beigebracht werden. Bei Mantrailern, die von der Polizei oder einem Rettungsdienst zum Auffinden vermisster Menschen eingesetzt werden, ist dieses Signal häufig ein lautes Bellen. Natürlich ist es auch möglich, dass du deinem Hund beibringst, sich neben die gesuchte Person zu setzen oder sich vor diese zu legen.

Zusätzliche Schwierigkeiten einbauen

Wenn dein Hund die Grundlagen des Mantrailings erfolgreich verinnerlicht hat, lassen sich nach und nach zusätzliche Herausforderungen einbauen. Der Fantasie sind hier kaum Grenzen gesetzt. Besonders beliebt ist beispielsweise das Einbauen von Kreuzungen in den Trail. An diesen Stellen muss sich der Hund, der eine menschliche Geruchsspur verfolgt, besonders stark konzentrieren. Außerdem lässt sich die Schwierigkeit eines Mantrails durch die Wahl eines kreativen Verstecks erhöhen. So kann sich die gesuchte Person zum Beispiel unter einer Plane oder hinter einer Kiste verstecken.

Unterschied zwischen Mantrailern und Suchhunden

Hunde, die zum Mantrailer ausgebildet worden sind, arbeiten anders als Fährtensuchhunde. Diese nutzen Spuren auf dem Boden, um gesuchte Personen aufzufinden. Fährtensuchhunde konzentrieren sich bei ihrer Arbeit vor allem auf Fußabdrücke auf dem Boden. Zudem helfen ihnen auch vom Menschen hinterlassene Duftstoffe bei der Suche.
Dagegen verfolgen Mantrailer ausschließlich den Individualgeruch der Person, die gesucht wird. An der Abgangsstelle, dem Ausgangspunkt eines jeden Trails, wird dem Hund ein Gegenstand mit dem individuellen Geruch des gesuchten Menschen gezeigt. Diesen Geruch nimmt der Hund auf und folgt ihm. Während der Ausbildung wird Mantrailern beigebracht, sich während einer Suche nicht von anderen Gerüchen ablenken zu lassen.

Die notwendige Ausrüstung

Für das Trailing ist eine gewisse Grundausrüstung notwendig. Besonders wichtig ist die Anschaffung einer hochwertigen Schleppleine für die Ausübung des Hundesports. Idealerweise sollte die Leine eine Länge zwischen 10 Metern und 15 Metern haben. Mit einer solchen Leine hat der Hund ausreichend Bewegungsspielraum beim Verfolgen einer Duftspur. Darüber hinaus benötigst du ein passendes Geschirr für deinen Hund. Dein Hund muss sich in seinem Geschirr absolut frei bewegen können. Bei der Anschaffung eines Geschirrs solltest du insbesondere darauf achten, dass die Atemwege des Hundes nicht eingeengt werden. Wenn dein Hund beim Verfolgen einer Geruchsspur zu röcheln beginnt, so sitzt das Geschirr vermutlich zu eng.

Welche Hunderassen eignen sich besonders gut?

Grundsätzlich sind fast alle Hunderassen für das Trailing geeignet. Wichtig für eine erfolgreiche Ausbildung zum Mantrailer sind insbesondere drei Eigenschaften. Zunächst sollte der Hund natürlich über einen sehr gut ausgeprägten Geruchssinn verfügen. Darüber hinaus zeichnen sich Mantrailer durch ein ruhiges Wesen aus. Schließlich muss der Hund auch den natürlichen Willen besitzen, seinen Spürsinn einzusetzen.

Idealerweise sollte dein Hund in einem möglichst jungen Alter an die Hundesportart herangeführt werden. Ideal ist es, wenn Hunde bereits im Welpenalter lernen, ihre Nase einzusetzen und dadurch den Geruchssinn zu schärfen.

Fitness

Wenn du deinen Hund zum Mantrailer ausbilden möchtest, sollte dieser über eine gewisse Grundfitness verfügen. Das intensive Verfolgen einer Duftspur ist für Hunde recht anstrengend. Aus diesem Grund sollten Hunderassen wie Möpse, Pekinsen oder Bulldoggen die Hundesportart eher nicht ausüben. Diese Rassen geraten bei körperlicher Betätigung typischerweise sehr schnell in Atemnot. Bei einem Trail solltest du immer darauf achten, dass dein Hund regelmäßig trinkt. Wenn ein Hund nicht ausreichend Flüssigkeit aufnimmt, so trocknen seine Schleimhäute aus. Der Hund büßt dadurch einen Teil seines Geruchssinns ein, sodass der Trail nicht mehr fortgeführt werden kann.

Darüber hinaus sollte auch der Hundeführer selber körperlich fit sein. Ein Trail kann mehrere Stunden dauern und dementsprechend sowohl für das Tier als auch für den Menschen anstrengend sein.

Die Körpersprache deines Hundes verstehen

Beim Trailing ist es für Menschen extrem wichtig, die Körpersprache des Hundes lesen und verstehen zu können. So sind erfahrene Frauchen und Herrchen in der Lage, an der Körperspannung, den Kopfbewegungen und dem Leinenzug des Hundes zu erkennen, ob sich dieser noch auf der Spur befindet oder sie verloren hat.

Unsichere und ängstliche Hunde

Dein Hund verhält sich häufig unsicher und ängstlich? Dann kann das Trailing dem Tier dabei helfen, gegen die Unsicherheit und die Ängstlichkeit anzukämpfen. Das Trailing kann unsicheren und sehr ängstlichen Hunden dabei helfen, ihr Wesen zum Positiven zu verändern. Die Tiere werden durch die Ausübung des Hundesports sicherer und ausgeglichener. Erfolgreiche Trails sorgen dafür, dass die Hunde ihr Selbstbewusstsein steigern können. Weiterhin lernen Hunde beim Verfolgen von Geruchsspuren, sich zu konzentrieren und im Team zu arbeiten.

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