Blindenhund: Ersatz für Augen

Blindenhund - ein ganztägiger Job für ausgebildete Hunde

Mit einem Blindenhund bekommst du als Blinder oder stark Sehbehinderter vor allem eines: Mehr Mobilität. Mit deinem Hund bildest du ein sogenanntes Führgespann. Du gibst deinem Hund Befehle und er lotst dich zum Ziel.

Nicht jeden Hund kannst du einfach so als Blindenhund verwenden. Blindenhunde (korrekter: Blindenführhunde) müssen gut ausgebildet sein, um die einzelnen Kommandos auszuführen. Der Blinde muss sich absolut auf ihn verlassen können. Blindenhunde müssen Hindernisse anzeigen. Auch auf Türen und freie Sitzplätze in Bus und Zug muss er dich hinweisen und dich unfallfrei über die Straße führen.

Ein Blindenhund muss zudem den intelligenten Ungehorsam beherrschen. Das heißt, er darf Anweisungen nicht Folge leisten, wenn er dich damit in Gefahr bringen würde. Ein konkretes Beispiel: Trotz des Befehls, weiterzugehen, muss der Blindenhund bei heranfahrenden Autos auf dem Bürgersteig stehenbleiben.

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Ausbildung zum Blindenhund

Bei der Ausbildung werden einige Rassen bevorzugt. Vor allem Golden Retriever, Labradore, Königspudel und Schäferhunde. Diese Tiere sind mit einer Schulterhöhe von 50 bis 65 cm etwas größer. Dadurch haben sie einen guten Überblick. Natürlich muss ein Blindenhund körperlich und mental gesund und fit sein. Das überprüft der Tierarzt oder der Hundetrainer schon vor Beginn der Ausbildung. Bereits bei Welpen sind Verhaltenstests üblich.

Vor der Ausbildung kommen die jungen Hunde zu einer Patenfamilie. Hier lernt der künftige Blindenhund mit Unterstützung eines Trainers, Vertrauen zum Menschen aufzubauen und wird sozialisiert.

Wenn der Hund ein Jahr alt ist, beginnt die etwa einjährige Ausbildung. In der Blindenführhundeschule lernt das Tier, mit verschiedenen Situationen umzugehen und Anweisungen zu befolgen. Dazu gehört, am Hundegeschirr zu laufen, Hindernisse zu umgehen, Dinge anzuzeigen sowie den angesprochenen intelligenten Ungehorsam. Ungefähr 40 verschiedene Anweisungen (sog. Hörzeichen) beherrscht der Hund am Ende seiner Ausbildung. Blindenhunde lernen sogar, die Fußgängerampel für ihren Menschen zu bedienen!

Dein Blindenhund und Du

Blindenhund ist kein Job, den ein Hund nur „tagsüber“ ausübt. Ein Blindenhund begleitet stets seinen Menschen. Wenn du den Hund nach der Ausbildung bekommst, ist der Bindungsaufbau zunächst sehr wichtig. Diese Bindung zu deinem Hund bringt Sicherheit und Vertrauen. Zusammen meistert ihr den Alltag und einer muss sich auf den anderen verlassen können.

Damit du dich auf den Hund einstellen kannst, musst du eine Schulung besuchen. Zusammen mit dem Trainer und dem Hund übst du hier den Alltag. Wichtig ist, dass du nicht nur die Kommandos kannst. Du musst auch auf deinen Hund eingehen und deinen zweibeinigen Partner gut behandeln. Denn einerseits ist der Blindenhund im Sinne des § 33 SGB V ein Hilfsmittel. Andererseits und vorrangig ist der Blindenhund aber ein Lebewesen, das Bedürfnisse hat und ab und zu auch Pausen braucht.

Übrigens übernimmt die Krankenkasse sämtliche Kosten für denn Unterhalt des Hundes.

Blindenhunde nicht ablenken!

Zum Abschluss ein paar Worte an Hundefreunde, die einen treuen Blindenhund gerne belohnen oder einfach nur streicheln möchten: Tut es nicht! Blindenhunde haben einen Dauerjob, für den sie stets konzentriert sein müssen. Bei Gekraule oder einem Leckerbissen können sie irgendwann schwach werden. Das ist für ihr Herrchen oder Frauchen in etwa so, als würde man dir plötzlich die Augen zuhalten – ohne dass du das sofort merkst. „Nicht ablenken, bin im Dienst“ steht auf manchem Geschirr – und wird meist ignoriert.

Natürlich solltest du jetzt keinen großen Bogen um Blindenhunde schlagen. Verhalte dich einfach natürlich. Willst du einen Blindenhund kraulen oder ihm ein Leckerli geben, gilt das gleiche wie bei anderen Vierbeinern: Frage den Besitzer, ob dies in Ordnung ist. Und tue dies besser nicht, wenn Mensch und Hund in Bewegung sind – sonst provozierst du womöglich einen Unfall. Und auch im Café solltest du lieber vorher fragen.

Trotz ihrer Ausbildung sind Blindenhunde nämlich immer noch Hunde: Einem Leckerbissen können sie nur selten wiederstehen und auch andere Hunde können sie ablenken. Dennoch schätzen viele blinde Menschen ihren Hund über jedes andere Hilfsmittel – immerhin spendet er auch stete Gesellschaft.

5 Kommentare

  1. Hallo und danke für diesen netten Infotext. Nur eine kleine Anmerkung: Der DVBM e.V. existiert leider schon seit einigen Jahren nicht mehr. Wer mehr über Blindenführhunde erfahren möchte, kann sich gerne an Lichtblicke e.V. wenden oder auf unserer Webseite stöbern. Dort gibt es auch alle nötigen Kontaktdaten: https://www.verein-lichtblicke.de

    • Hallo Lea – da scheinst du Recht zu haben. Der DVBM ist zwar noch als eingetragener Verein gelistet und existiert demnach „irgendwie“ noch, aber erreichbar ist er nicht. Daher: Danke für deinen Hinweis! Alternativ bietet sich dann tatsächlich der Verein Lichtblicke an. 🙂
      MfG
      Nico

  2. Hallo Mergim,
    vor allem Golden Retriever, Labradore, Königspudel und Schäferhunde werden bevorzugt. Diese Hunde sind mit einer Schulterhöhe von 50 bis 65 cm etwas größer. Dadurch haben sie einen guten Überblick. 🙂

    Liebe Grüße,
    Birthe vom MyDog-Team

  3. Da es für die vierbeinigen Freunde harte Arbeit ist, ist es notwendig, den Tieren eine ausreichende Entschädigung zu gewähren. Die Helfer genießen das Toben mit Verwandten oder die unbeschwerten Spiele genauso wie jeder andere Hund. Begleithunde sollten die Leine nur für eine begrenzte Zeit während des Tages tragen, um sich zwischen ihnen ausruhen zu können.

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