Innerer Schweinehund: Auf die Erziehung kommt es an!

Mein Innerer Schweinehund, Statuenkopf

Du hast keinen Hund? Hast du doch! Nämlich einen Inneren Schweinehund. Er kommt von Haus aus mit jedem menschlichen Wesen und zeigt sich immer dann, wenn man ihn gar nicht gebrauchen kann. Viele reden davon, ihn zu bekämpfen oder ihn loszuwerden. Dabei hat er auch eine sinnvolle Funktion und braucht nur konsequente Erziehung.

Innerer Schweinehund

Herkunft: ?
Gewicht: ?
Größe (Widerrist): ?
Lebenserwartung: ca 80 Jahre

Aktivitätsbedarf: -----
Futterbedarf: -----
Fellpflege: -----
Stadteignung: +++++

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Krankheitsgefährdung: Übergewicht
Verwendung: Schlechtes Gewissen, Ausreden
Geeigneter Sport: Beliebig

FCI: nicht anerkannt

Wesen

Die Forschung ist sich unsicher, ob es sich bei ihm um einen (halb-)parasitären oder gar einen symbiotischen Begleiter des Menschen handelt: Einerseits leistet der Innere Schweinehund einen großen Beitrag zum Energie sparen. Andererseits führt das leider zu vielen Problemen, allen voran Bewegungsmangel und Fettsucht. Nicht beim Schweinehund – sondern bei seinem Menschen. Gewissermaßen ist er also ein Wachhund, der dich vor unnötiger Energieverschwendung schützt. Zumindest aus seiner Sicht ist das eine wunderbare Idee.

Hervorstechende Eigenschaften des Inneren Schweinehunds sind Trägheit und Bequemlichkeit. Häufig kann man ihn dabei beobachten, seinem Menschen rastlos von dieser Ecke in jene Ecke zu folgen. Dies ist ein eher ungerichtetes Schlendern. Denn Schweinehunde sind Meister der Ablenkung: Sie haben viele Ideen, was sie und Mensch einmal tun könnten; aber bei diesen Ideen bleibt es. Getan wird letztendlich nichts. Innere Schweinehunde leben im Augenblick und kümmern sich nicht darum, was später auf sie zukommt.

Viele Schweinehunde haben ihre Aversion vor allem in einem Bereich: Der eine meidet Sport, der nächste die Hausarbeit und ein dritter hält nichts von den langwierigen Aufgaben am Arbeitsplatz. Wenn man einen Inneren Schweinehund jedoch erst einmal für etwas begeistert hat, wird es zur lieben Gewohnheit.

Erziehung

Der Innere Schweinehund braucht vor allem Konsequenz. Jederzeit wird er versuchen, dich abzulenken. Das darfst du auf keinen Fall zulassen! Der erste große Rat ist daher: Fang einfach an, etwas zu tun! Hör auf, nach Gründen zu suchen, etwas nicht zu tun. Ja klar, es regnet. Aber beim Laufen schwitzt du eh und die Dusche ist warm – also los! Danach fühlst du dich besser. Auch dein Innerer Schweinehund liebt es, sich erfrischend durchregnen zu lassen, wenn ihr erst angefangen habt.

Manchmal stellen sich dir langwierige Aufgaben. Beginne nicht gleich mit diesen, sondern mit einer kurzen, flotten Aufgabe. Ist diese erfolgreich erledigt, kannst du den Schwung für die lange Aufgabe nutzen. Motivation sammeln ist eine exzellente Methode im Umgang mit den Inneren Schweinehund. Vermutlich zieht er dich selbst noch vorwärts, wenn er einmal Feuer gefangen hat. G

Größere Aufgaben darfst du unterteilen: Räum nicht gleich die ganze Wohnung auf, sondern heute eine Ecke, morgen die andere. Wie jeden Hund darfst du auch deinen Inneren Schweinehund belohnen – nach der erledigten Arbeit. Gemeinsam lernt ihr so Disziplin und dass sich die Anstrengung lohnt. Manchmal ist aber auch die Tätigkeit selbst Belohnung genug.

Sport

Sport ist ein besonders häufiger Streitpunkt mit dem Inneren Schweinehund. Dabei ist er grundsätzlich für jede Sportart geeignet. Nur mangelt es ihm nie an Ausreden: Regen, Sturm, so ein harter Arbeitstag, Turnhalle zu stickig, Fitnesstudio zu voll … Couch und Fernseher sind doch gleich da drüben!

Besonders perfide: Je öfter du ihm nachgibst, desto vehementer wird er in seinen Ausreden. Es gibt sogar Berichte von Schweinehunden, die ehemals geliebte Sportarten vollkommen meiden und nur noch faul herumliegen.

Die Lösung ist erneut einfach: Machen. Einfach machen. Der Innere Schweinehund beschwert sich vielleicht zu Anfang; aber wenn es dann einmal losgegangen ist, hat er Spaß. Körperliche Auslastung tut ihm gut und er wird fitter. Nach einigen Malen Überwindung wird ihm so auch Sport zur Gewohnheit und du musst geradezu aufpassen, es nicht zu übertreiben.

In der Stadt

Der Innere Schweinehund ist der perfekte Stadthund: Er braucht keinen Platz (außer für die ganzen Annehmlichkeiten, die zu kaufen er dich überzeugt), bellt nicht und ignoriert Fremde vollkommen. Er liebt die Stadt, denn hier gibt es viele Dienstleister, die alle lästigen Aufgaben erledigen. Das bedeutet leider: Er wird träger und fauler.

Auf dem Land muss der Innere Schweinehund noch selbst anpacken: Kühe melken, Heu einbringen … verschieben geht nicht. Einen ländlichen Inneren Schweinehund hörst du trotzdem nicht murren: Für ihn ist das ganz normal.

Aussehen

Innerer Schweinehund, Statue
„Mein innerer Schweinehund“des dänischen Bildhauers Jens Galschiøt (Bonn), Bild von Norbert Schnitzler, CC BY-SA 3.0.

Das Aussehen des Inneren Schweinehundes hat viele Varianten. Prinzipiell ist er zunächst unsichtbar, hat weder Gewicht noch Größe. Psychologen heben hervor, dass er Gestalt vor allem durch unsere Imagination, unsere eigenen Gedanken erhält. Daher ist auch seine Darstellung so unterschiedlich und reicht von gemeinem Biest bis zu niedlichem Schoßhund.

Herkunft

Die Herkunft des Inneren Schweinehundes ist ungeklärt. Einige Forscher ziehen eine Verbindung zur akrasia und mutmaßen, dass der Innere Schweinehund ursprünglich die Züchtung griechischer Philosophen war. Das scheint jedoch recht weit hergeholt.

Zweifelsfrei weiß man, dass der Innere Schweinehund den Menschen schon ziemlich lange begleitet. Seine Blütezeit begann mit der Industrialisierung und dauert bis heute.

Gesundheit

Als körperloser Hund leidet der Innere Schweinehund unter keiner der allgemein bekannten Hundekrankheiten. Gleichermaßen Krankheit, Lebensstil und Gabe ist jedoch seine Fähigkeit zur Prokrastination: Was du heute kannst besorgen, das verschieb auf übermorgen, ist die Schweinehund-Version eines bekannten Sprichworts. Natürlich gilt dieses Sprichwort auch übermorgen.

Die Konsequenzen dieser Einstellung treffen auch den Menschen des Inneren Schweinehundes: In erster Linie Übergewicht und dadurch Trägheit. Lerne daher frühzeitig, nicht auf deinen Inneren Schweinehund zu hören!

Pflege & Ernährung

Der Innere Schweinehund ist genügsam und braucht nichts. Oft will er auch nichts: Es reicht ihm, einfach nur herumliegen zu können. (Hunde schlafen oder ruhen je nach Alter 17-22 Stunden pro Tag, sofern ihnen nichts anderes beigebracht wird. Der Innere Schweinehund bringt dies locker auf 23 Stunden. Die verbleibende Stunde dient dem Schlemmen.) Das ein oder andere Leckerli verschmäht er nicht und seine Lebenserwartung gleicht der deinen.

Genau diese Genügsamkeit ist aber das Problem. Häufig wird der Rat geäußert, den Inneren Schweinehund nicht zu füttern, ihm nicht zu geben, was er will. Lass dich auf keine Diskussionen mit ihm ein. Der Innere Schweinehund hat 1001 Gründe, warum du heute nicht zum Sport gehen solltest oder die Aufgabe Zeit bis übermorgen hat. Zu seinem Glück musst du ihn zwingen.

Andererseits solltest du manchmal doch auf deinen Inneren Schweinehund hören. War dein Tag extrem hart? Vielleicht wäre eine Runde Joggen jetzt der Ausgleich, den du brauchst. Andererseits: Wenn du vollkommen platt bist und geradezu ins Bett fällst, macht Training jetzt nicht mehr viel Sinn. Manchmal darfst du deinem Inneren Schweinehund nachgeben! Denn gelegentlich darfst du die Seele baumeln lassen und bewusst faul sein; Regeneration ist wichtig.

Aber: Das gilt für heute – morgen geht es mit frischer Energie und größerer Lust weiter! Der Trick ist eine Balance aus Action und Ruhe.

10 Tipps zum Inneren Schweinehund

  1. Lerne Zeitmanagement: Geh die kleinen Dinge an und nutze sie als Motivation, auch das Schwere anzugehen. Teile größere Aufgaben in kleine.
  2. Fordere dich: Kann nicht, gibt es nicht! Fehler sind zum Lernen da.
  3. Setze dir bewusste, realistische und konkrete Ziele. Begreife diese als Vertrag mit dir selbst.
  4. Abonniere die Facebook-Seite von Schweinehund Günter. Mit Motivationsexperte Stefan Frädrich gibt er dir tolle Tipps. Naja … meistens. Mit Günter gibt es übrigens ein illustriertes Motivationsbuch und eine ganze Ratgeber-Reihe!
  5. Auch das ein Tipp: Gib deinem Schweinehund einen Namen! Denn du bist nicht dein Schweinehund.
  6. Verzicht muss nicht sein: Gönne dir das Stück Kuchen, die Lieblingsserie, das totale Ausspannen als Belohnung für erledigte Aufgaben.
  7. Hunde sind Rudeltiere. Das gilt auch für Innere Schweinehunde. Such dir einen gleichgesinnten Partner – zusammen ist’s viel einfacher!
  8. Forme Gewohnheiten: Wenn dein Schweinehund sich an die morgendliche Joggingrunde gewöhnt hat, fordert er sie ganz von selbst ein.
  9. Love it, Change it, or Leave it.
  10. Und damit der zehnte und wichtigste Tipp: Mach es einfach. Kein Abwägen, kein Überlegen, keine Suche nach Alternativen. Auf geht’s!

Na, worauf wartest du noch? Auf geht’s habe ich gesagt. Nicht übermorgen, sondern JETZT!

Beitragsbild: Skulptur „Mein Innerer Schweinehund“ in Bonn, Bild von Jean Housen, CC BY-SA 3.0.

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