Kleiner Tierarzt oder große Klinik?

Eine gute tierärztliche Betreuung ist ein wichtiges Element einer verantwortungsvollen Hundehaltung. Doch die Entscheidung für oder gegen eine Tierarztpraxis oder -Klinik ist oft gar nicht so einfach. Es gibt mehrere Faktoren, die du bei deiner Wahl berücksichtigen solltest.

Hightech und Spezialisierung: Auch in der Tiermedizin ein Thema

Auch in der Tiermedizin hat die Wissenschaft in den letzten Jahren enorme Fortschritte gemacht. Moderne Geräte, Diagnose- und Behandlungsmethoden sind in vielen Kliniken und Praxen zum Standard geworden. Die Beschäftigung mit nur einer Tierart oder -Gruppe ist oft üblich. Es gibt also Tierarztpraxen oder -Kliniken nur für Kleintiere, Pferde, Rinder, Hunde usw. Ähnlich wie in der Humanmedizin gibt es auch Tierärzte, die sich jeweils auf bestimmte Fachgebiete spezialisiert haben. Zum Beispiel gibt es Experten für Ophthalmologie (Augenheilkunde) bei Kleintieren oder für bestimmte Operationen.

Tierkliniken – Pro und Contra

Große Kliniken oder Gemeinschaftspraxen haben oft den Vorteil, dass rund um die Uhr mindestens ein Tierarzt verfügbar ist. Im Notfall steht in der Regel ein komplettes OP-Team bereit. Schwer kranken oder verletzten Tieren kann so schnell geholfen werden.

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Die apparative Ausstattung ist meist modern und umfangreich. Viele Geräte finden sich hier, die eine kleinere Praxis sich gar nicht leisten kann.

Auch das medizinische Spektrum ist vielfältig. Es gibt oft mehrere Experten für verschiedene Fachgebiete. Sie führen Operationen in ihrem Bereich routiniert und sicher durch. Denn in einer Gemeinschaft können sie sich auf diesen einen Bereich spezialisieren und fortlaufend Erfahrung sammeln. Die Operationen sind für sie Routine und nicht die Ausnahme. Viele Kliniken haben sich für diverse Fachbereiche schon einen überregionalen Ruf erarbeitet. Sie bekommen von kleineren Tierarztpraxen Patienten überweisen. Das geschieht meist für bestimmte Untersuchungen oder Operationen, die der kleine Tierarzt selbst nicht leisten kann.

Grundsätzlich ist jedoch nicht automatisch die größte Klinik mit der modernsten Ausstattung auch die beste Wahl. Auch kleiner dimensionierte Gemeinschaftspraxen bieten oftmals eine exzellente medizinische Betreuung.

Ein Manko vieler großer Kliniken ist der Zeitmangel, mit dem Tierärzte und Tierarzthelferinnen zu kämpfen haben. Ein voller OP-Plan, eine durchgetaktete Sprechstunde, eine gut ausgelastete Krankenstation und viele Notfälle bestimmen vielerorts den Klinikalltag. Für ausführliche persönliche Gespräche mit Patientenbesitzern bleibt hier nur wenig Zeit.

Auch die durch das Schichtsystem häufig wechselnden Tierärzte, die ein Tier betreuen, empfinden viele Tierbesitzer als störend. In gut organisierten Betrieben findet eine lückenlose Dokumentation aller diagnostischen Maßnahmen und Behandlungen statt. So sind alle an dem Fall beteiligten Tierärzte stets gut informiert. Doch die durchgehende Betreuung durch einen einzigen Tierarzt von der Einweisung bis zur Entlassung bleibt die Ausnahme.

Ein weiterer Nachteil kann die stationäre Unterbringung sein, soweit diese erforderlich wird. In großen Tierkliniken sind die Stationen zwar meist nach Tierarten getrennt, so dass etwa Hunde und Katzen nicht aufeinandertreffen. Durch die Betriebsgröße sind aber oft viele Boxen belegt. Das bedeutet, dass auf der Station selten Ruhe herrscht. Schließlich müssen alle Tiere regelmäßig betreut bzw. behandelt werden, auch nachts. Diese Unruhe kann für das Einzeltier teilweise großen Stress bedeuten. Dem Heilungsverlauf ist das nicht unbedingt zuträglich.

Kleine Praxis – Pro und Contra

Eine kleinere Tierarztpraxis hat ebenfalls Vor- und Nachteile. Positiv ist die oft schnellere Erreichbarkeit. Insbesondere auf dem Land gibt es meist eher kleinere Tierarztpraxen. Die nächste Klinik bedeutet oft eine längere Anfahrt. Diese ist wiederum oft mit Stress für den Vierbeiner verbunden.

Ein „Haustierarzt“ kennt seine Patienten genau. Er hat in der Regel mehr Zeit für die persönliche Betreuung und Beratung. Zudem verfolgt er eine Behandlung stets von Anfang bis zum Schluss, hat also alle Maßnahmen im Blick. Entscheidest du dich für eine kleinere Tierarztpraxis in deiner Nähe, kann der Tierarzt deine Besuche nachvollziehen. Bei regelmäßigen Terminen hat er so eine Dokumentation der Krankengeschichte deines Hundes über Jahre hinweg. Auch kleine Veränderungen, zum Beispiel im Blutbild, werden so registriert und in die Diagnostik mit einbezogen.

Eine fehlende Spezialisierung muss kein Nachteil sein! Kennt der Tierarzt seine fachlichen Grenzen, wird er entsprechende Fälle an Experten überweisen. Oft haben „einfache“ Haustierärzte auch einen umfassenderen Blick. Sie beziehen ganz profane Dinge in eine Diagnosestellung mit ein. Spezialisten in einer Klinik bedenken diese womöglich gar nicht, da sie kaum mit ihnen zu tun haben.

Viele kleinere Praxen bieten Weichteiloperationen und eine stationäre Aufnahme ihrer Patienten an. Die Krankenstation ist meist eher klein und selten voll belegt. Also hat dein Hund hier meist weniger Stress als im hektischen Klinikbetrieb.

Nachteile einer kleineren Praxis können eine schlechte technische Ausstattung, wenig Personal und die damit verbundene fehlende Erreichbarkeit bei Notfällen in der Nacht oder am Wochenende sein. Viele Praxen decken dies durch Notdienstgemeinschaften mit Nachbarpraxen ab. Dann hat wechselweise jeweils eine Praxis alle paar Wochen Dienst.

Komplizierte Diagnostik oder schwierige Operationen überlassen kleinere Praxen meist den hierauf spezialisierten Kliniken. Ein guter Haustierarzt wird mit einer Reihe von Experten zusammenarbeiten. Zu diesen überweist er entsprechende Patienten für besondere Behandlungen. Er selbst übernimmt dann die Nachbehandlung und die weitere Betreuung des Falls.

Fazit: Kliniken und Ärzte haben beide ihren Platz

Im Idealfall bietet eine kleinere, gut geführte Praxis eine kompetente medizinische Betreuung deines Hundes. Der Tierarzt sollte dir sympathisch sein und ein offenes Ohr für deine Fragen und Sorgen haben. Kleinere bis mittelgroße medizinische Probleme werden hier meist problemlos gelöst.

Für spezielle Fragestellungen bietet sich die Inanspruchnahme der Expertenleistung in einer Klinik oder größeren Praxisgemeinschaft an. Denn hier finden sich Profis auf ihrem Fachgebiet, die zum Beispiel bestimmte Operationen mehrmals täglich durchführen. Damit besitzen sie die entsprechende Routine für fehlerfreie Prozeduren. Ein guter Haustierarzt wird dich an sie verweisen und dich und deinen Hund danach gerne wieder persönlich betreuen.

Übersicht: Wann welcher Arzt?

Große Klinik

Kleine Praxis

Viele unterschiedliche Ärzte betreuen den Hund. Ein Arzt betreut den Hund lange, individuell, über viele Jahre. Konstanz.
Spezialisten auf ihrem Gebiet Allgemeinere Ausbildung
Blick aufs Spezialgebiet fokussiert Ganzheitliche Betrachtung
Teure, modernste Ausstattung Beschränkte Mittel
Vollbelegung – keine Ruhe, Stress Selten voll – mehr Ruhe und Erholung
Rund um die Uhr verfügbar Öffnungszeiten. Bestenfalls Notdienstgemeinschaft.
Volle Pläne und Notfälle: Zeitmangel Umfassende Beratung
Wartezeiten bei Terminen, lange Anfahrt Schnell verfügbar, in der Nähe

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