Zum Kampfhund geboren? Zum Kampfhund erzogen!

Erziehung zum Kampfhund

Das deutsche Recht kennt die sogenannten Listenhunde. Im Volksmund sind dies die „Kampfhunde“ aus den typischen Rassen. Dabei sind sich Experten einig: Nicht die Rasse macht einen aggressiven Hund aus, sondern die Erziehung.

Kein Kampfhund aufgrund der Rasse

Wenn du einen Vertreter bestimmter Rassen wie Pitbull oder American Staffordshire-Terrier siehst, denkst du vielleicht: Vorsicht, Kampfhund! Das ist aber nur der erste Blick. Schon schnell merkst du vielleicht, dass dieser Hund lieb und verschmust ist. Womöglich versteht er sich auch noch toll mit deinem eigenen Hund und Artgenossen allgemein. Wie kann dann von einem Kampfhund gesprochen werden? Gibt es so etwas wie „echte“ und „unechte“ Kampfhunde?

Aggressiver Kampfhund – aufgrund der Rasse?

Fachleute wissen, dass der Begriff Kampfhund eher eine politisch gewollte Parole ist. Sonderlich viel hatte er nie mit der Realität zu tun.

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Denn es gibt keine Rassen, die von Natur aus besonders gefährlich sind. Hundeexperte Thomas Baumann spricht in diesem Zusammenhang von einem Armutszeugnis unserer Gesellschaft. Wir nehmen eine pauschale Diskreditierung bestimmter Hunderassen oder Hundegrößen vor. Baumann schlägt eine Alternative vor: Jeder Halter jedes Hundes sollte obligatorisch einen Sachkundenachweis erbringen. Einzelne Hunde, die ein unangemessenes Aggressionsverhalten zeigen, sollen konsequent von der Zucht ausgeschlossen werden. Dies werde derzeit nicht konsequent genug getan: Manche Züchter legen auf äußerliche Merkmale den größeren Wert.

Es gibt einzelne Hunde, die eine höhere Aggressionsbereitschaft zeigen als andere. Dies ist jedoch nicht von ihrer Rasse abhängig. So sieht man häufiger aggressive Zwerghunde als solche, die auf den einschlägigen Rasselisten zu finden sind.

Wenn du dir die Statistiken der Bundesländer über die Durchfallquote der sogenannten Listenhunde bei Wesenstests ansieht, wirst du überrascht sein. Die Quoten sind (je nach Bundesland) zwischen 2 und 20 Prozent. Das ist ein beträchtlicher Unterschied. Es ergibt sich durchaus die Frage, wie kompetent die Testverfahren erstellt wurden – und welche Aussagekraft sie haben.

Welche Erziehung erschafft Kampfhunde?

Der Charakter eines Hundes, egal welcher Rasse, müsste gezielt „verdorben“ werden, um einen Kampfhund heranzuziehen. Genaue Untersuchungen gibt es nicht. Welche Methoden eine Rolle spielen, darüber lässt sich letztlich nur spekulieren.

Vermutlich sind es solche „Erziehungsmethoden“, die mit dem Tierschutzgesetz oder mindestens einer normalen, vernünftigen Sozialisierung und Erziehung eines Hundes nicht vereinbar sind.

Häufig vermutete Ursachen sind Vernachlässigung und Zwingerhaltung, die oft zusammenfallen. Ein Hund ohne Kontakt zu anderen Hunden wird nicht richtig sozialisiert und lernt dementsprechend auch nicht, mit ihnen umzugehen. Insbesondere, wenn ein Hund seine Position im Rudel nicht kennt, tendiert er dazu, sich diese erkämpfen zu wollen. Ist er sein ganzes Rudel, will er natürlich an der Spitze stehen.

Ebenso häufig wird eine auf Strafe ausgerichtete Erziehung genannt. Wenn ein Hund nur bestraft wird, eventuell sogar körperlich, wird er Angst bekommen. In diesen Situationen lernt er auch, dass er nicht fliehen kann. Eine seiner zwei Optionen (Kampf oder Flucht) ist damit versperrt. Die verbleibende Option (Kampf) wird zum Automatismus und ein Hund greift präventiv an. Auch andere Lernerfahrungen oder einschneidende Erlebnisse können den Hund in seinem Verhalten beeinflussen.

Wenn ein Hund einsam ist, wird er sich ebenfalls etwas zu tun suchen. In manchen Fällen kann das in Aggression enden. Das Resultat ist der klischeehafte Hund, der alles anknurrt und gerne zubeißt.

Natürlich (oder vielmehr unnatürlich!) gibt es auch eine bewusste Erziehung zur Aggressivität. In illegalen Hundekämpfen soll ein Hund gerade auf Artgenossen losgehen. Diese sind zum Glück eine große Ausnahme.

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